Im niedersächsischen Einbeck fand heute die Hauptversammlung der KWS Saat AG statt. Das Pflanzenzuchtunternehmen gehört zu den Umsatzstärksten weltweit – auch dank gentechnisch veränderter Sorten. Das gefällt nicht allen Aktionären, einige beantragten, den Vorstand nicht zu entlasten. Gleichzeitig versammelten sich kritische Agrarstudenten zu einer „Mahnwache“ vor dem Firmensitz.
Rund 30 Menschen waren dem Aufruf der Hochschulgruppe „Witzenhäuser Agrar-Studierenden, Landwirte und Gärtner für eine gentechnikfreie Landwirtschaft“ gefolgt, wie diese auf ihrer Website schreibt. Sie forderten, die KWS solle auf das Geschäft mit der Gentechnik verzichten. „Die KWS hat noch nicht verstanden, dass Gentechnik gesellschaftlich nicht erwünscht ist und nicht erwünscht sein wird“, sagte die Studentin Berit Gölitzer. Der Landwirt Steffen Tackmann fügte hinzu: „Die KWS wird das Vertrauen von uns Bauern endgültig verspielen, wenn sie sich mit ihrem Engagement für Agrogentechnik gegen eine bäuerliche, gentechnikfreie Landwirtschaft stellt“.
Auch auf der Hauptversammlung selbst gab es Kritik. Zwei Aktionäre forderten, den Vorstand nicht zu entlasten. In ihrem schriftlichen Antrag erklärten sie, „die Entscheidungen des Vorstandes die Ausweitung des gentechnischen und molekularbiologischen Züchtung der KWS Saat AG (KWS) als strategische Unternehmensziele zu formulieren widerspricht dem Gedanken der Nachhaltigkeit, welchem sich das Unternehmen in ihren Leitsätzen verschrieben hat. Die Entwicklungskosten für gentechnisch veränderte Sorten sind enorm hoch und rentieren sich nur dann, wenn die Produkte auf einem möglichst großem Markt verkauft werden können.“ Deshalb setze das Unternehmen auf Mais, den sie für Monokulturen in Nord- und Südamerika entwickle.
Die Manager wiesen diese Kritik zurück. „Die im Gegenantrag aufgeführten Anmerkungen bzgl. Gentechnik teilt KWS nicht“, erklärten sie in einer Stellungnahme. Mit seinen Nutzpflanzen helfe das Unternehmen, Ressourcen einzusparen. „KWS ist überzeugt, dass im Rahmen guter landwirtschaftlicher Praxis sowohl moderne konventionelle Pflanzen als auch gentechnisch veränderte Sorten diese Vorteile realisieren können.“
Hagen Duenbostel, der im Vorstand für die Mais-Sparte und für Marketing verantwortlich ist, verwies auf Brasilien, wo KWS im letzten Jahr 85 Prozent mehr Umsatz erzielt habe. Der Erfolg beruhe auf gentechnisch verändertem Mais, der „Resistenzeigenschaften gegen Schadinsekten“ habe – die Pflanzen produzieren also ein eigenes Insektizid. Laut Duenbostel kann die Landwirtschaft darauf gerade bei tropischem Klima nicht verzichten. „Die Lösung besteht sicher nicht alleine in gentechnisch hergestellten Resistenzen, sie ist aber derzeit die wirksamste Maßnahme unter den vorherrschenden Anbaubedingungen.“ Das Vorstandsmitglied schloss seine Rede vor den Aktionären mit den Worten: „Meine Damen und Herren, Mais ist unsere Stärke und wird es auch bleiben!“
Während der Umsatz mit Getreidesaatgut und Zuckerrüben im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2013/2014 deutlich sank, nahm KWS mit dem Mais deutlich mehr ein. „Überwiegend durch Zuwächse in Südamerika“ sei der Umsatz beim Mais um elf Prozent auf 37 Millionen Euro gestiegen, wie das Unternehmen Ende November mitteilte. Insgesamt lag er in diesem Vierteljahr bei 103 Millionen Euro. Für das ganze Geschäftsjahr erwartet KWS Zuwächse von 5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. [dh]