Reismehlfall: tonnenweise Süß- und Backwaren zurückgerufen

Der Fall des in Frankreich gefundenen, gentechnisch verunreinigten Reismehls hat eine größere Dimension als bisher bekannt. Wie die Europäische Kommission dem Infodienst Gentechnik mitteilte, wurden insgesamt 500 Tonnen weißer indischer Bruchreis nach Europa importiert, zu Reismehl verarbeitet, weiterverkauft und unter anderem als Zutat von Schokolinsen und Backwaren in zahlreichen europäischen Ländern auf den Markt gebracht.

Aufgefallen waren die nicht zugelassenen, gentechnischen Bestandteile bei firmeninternen Kontrollen eines französischen Herstellers von Spezialmehlen, der die Behörden informierte. Die EU-Kommission meldete die französischen Funde in den hitzebehandelten Reismehlen „Westhove Rice H1 und L3“ bereits am 21. Juni im europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel RASFF. Von welcher gentechnisch veränderten (gv) Reissorte die gefundenen Bestandteile stammten, konnte nach Behördenangaben nicht ermittelt werden. Da gv-Reis in Europa generell nicht zugelassen ist, musste die Sorte auch nicht weiter spezifiziert werden, um einen Rückruf anordnen zu können. Hersteller der Westhove-Reismehlmischungen ist laut eigener Webseite das französische Unternehmen Limagrain-Ingredients. Schriftliche Fragen des Infodiensts Gentechnik zu dem Vorgang ließ Limagrain unbeantwortet.

Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf Anfrage mitteilte, wurde das verunreinigte Westhove-Reismehl in drei europäische Länder und zwei Drittstaaten verkauft. Nach Deutschland sei es nicht gelangt, habe die Rückverfolgung ergeben. Allerdings habe Belgien einen Betrieb gemeldet, der 200 Tonnen des gleichen indischen Bruchreises, der auch an Limagrain geliefert worden war, an ein deutsches Unternehmen weiterverkauft habe, so das BVL. Das deutsche Unternehmen habe bei Eigenkontrollen jedoch keine gentechnische Verunreinigung der Ware feststellen können. Ferner habe der belgische Betrieb Teile des Bruchreises selbst zu 25 Tonnen Reismehl verarbeitet und an ein weiteres deutsches Unternehmen geliefert. Dieses Reismehl hat der belgische Betrieb nach Erkenntnissen des BVL bereits im Juni vollständig zurückgenommen. Außer den zurückgerufenen Schokolinsen von Mars (der Infodienst berichtete) gebe es keinen Hinweis, dass Lebensmittel in Deutschland gentechnisch verunreinigtes Reismehl enthalten, versicherte die Behörde.

Schlechter lief es da für die Italiener: Dort wurde eine nicht genannte Menge des verunreinigten französischen Westhove-Reismehls in elf verschiedenen Backwaren verarbeitet, die in mehrere EU-Mitgliedsstaaten exportiert wurden, teilte die EU-Kommission dem Infodienst mit. Sie mussten allesamt zurückgerufen werden. Außerdem sei man immer noch dabei zu ermitteln, ob möglicherweise weitere Lebensmittel mit diesem Reismehl hergestellt wurden.

Nicht vollständig aufklären ließ sich auch die Frage, wie der Rückruf der Schokolinsen von Mars mit den beschriebenen Vorgängen zusammenhängt. In einer zweiten RASFF-Meldung ist ersichtlich, dass die französischen Behörden kurz nach den obigen Funden bei firmeninternen Kontrollen selbst aktiv wurden und am 24. Juni bei offiziellen Marktkontrollen Reismehl beprobten. Nicht zu erfahren war, bei welchen Firmen sie diese Kontrollen durchführten. Jedenfalls fanden sie wie bei der ersten RASFF-Meldung in hitzebehandeltem Reismehl mit indischem Ursprung die gleichen gentechnischen Verunreinigungen. Insgesamt 144 Tonnen dieses Reismehls hatte Mars als Zutat in Schokolinsen verarbeitet, teilte die EU-Kommission mit. Dabei handele es sich um die gleiche Ausgangscharge wie bei den Backwaren. Mars selbst wollte zu seinem Lieferanten und weiteren Details keine Auskunft erteilen. Die betroffenen Schokolinsen wurden zurückgerufen. [vef]

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