Ein hochrangiges wissenschaftliches Beratergremium der EU-Kommission hat einen Bericht über neue gentechnische Züchtungsverfahren veröffentlicht. Er vergleicht neue Verfahren wie die Gen-Schere CRISPR-Cas mit konventioneller Mutationszüchtung und den bisherigen Verfahren zur Erzeugung gentechnisch veränderter Organismen. Dabei hebt der Bericht vor allem die von Anwendern und Befürwortern der neuen Verfahren behaupteten Vorteile hervor.
So kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass mit den neuen Verfahren weit präziser ins Erbgut eingegriffen werden könne als bisher. Deshalb sei die Gefahr unerwünschter Nebeneffekte deutlich geringer als bei den bisherigen gentechnischen Verfahren oder der herkömmlichen Mutagenese. Bei dieser werden durch Chemikalien oder radioaktive Bestrahlung zufällige Erbgutveränderungen im Saatgut hervorgerufen. Stoßen die Züchter später im Anbau auf interessante Änderungen, arbeiten sie mit diesen Pflanzen weiter. Im Vergleich dazu könnten durch die neuen Verfahren die gewünschten Erbgutveränderungen deutlich schneller erreicht werden, heißt es im Bericht.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Pflanzen, die genetisch und vom Äußerlichen her gleich seien, kein deutlich unterschiedliches Risiko aufweisen – egal, mit welchem Züchtungsverfahren sie erzeugt wurden. Sie machen allerdings auch deutlich, dass es sich bei ihrem Bericht um generelle Aussagen handle. Eine Risikoabschätzung könne nur bezogen auf den Einzelfall erfolgen und müsse die jeweiligen Rahmenbedingungen wie die Art des Anbaus oder der gentechnischen Veränderung in Betracht ziehen.
Die High Level Group (HLG) of the Commission's Scientific Advice Mechanism (SAM) ist eine siebenköpfige, interdisziplinär besetzte Wissenschaftlerrunde. Sie wurde im Herbst 2015 von der Kommission einberufen, um sie zu beraten. Die sieben Experten befassen sich auch mit Cyber Security, Abgaswerten von Fahrzeugen oder der Rolle der Weltmeere bei der Ernährung. Ihre Berichte sollen keine politischen Empfehlungen geben, sondern den Stand der Wissenschaft darstellen. Dabei werden die zumeist fachfremden Wissenschaftler der HLG von Experten unterstützt, die seit Jahren in dem jeweiligen Bereich forschen. Im Vorwort ihres Berichts bedankt sich die HLG bei mehreren Wissenschaftlern für den umfangreichen Input, den sie geliefert haben. Es handelt sich dabei vor allem um Wissenschaftler, die an oder mit neuen Züchtungsverfahren arbeiten und gentechnologische Manipulationen befürworten. [lf]