Der gentechnisch veränderte Mais 1507 von Dupont-Pioneer kann in der EU jederzeit zum Anbau zugelassen werden. Nun muss sich die Lebensmittelbehörde EFSA, die dem Mais Unbedenklichkeit bescheinigt hatte, mal wieder gegen Kritik verteidigen: ihr wird vorgeworfen, die Gentech-Pflanze ohne ausreichende Datengrundlage durchgewunken zu haben. Ihre Argumente reichten nicht aus, um die Vorwürfe zu entkräften, meint Testbiotech.
„Testbiotech weist im Detail nach, dass die Risikobewertung durch die EFSA auf unzureichenden Daten beruht und daher viel zu viel Raum für Unsicherheiten lässt“, schreibt der Verein unabhängiger Experten in einer heute veröffentlichten Stellungnahme. „Dieser Nachweis ist entscheidend: Es kann keinen Zweifel daran geben, dass ausreichend verlässliche Daten nötig sind,um eine vernünftige Risikobewertung vornehmen zu können und die gesetzlichen Vorgaben der EU zu erfüllen, die einen hohen Schutzstandard für Umwelt und Verbraucher festlegen.“
Testbiotech hatte der EFSA zwei Berichte vorgelegt und auf die mangelnde Datenlage aufmerksam gemacht. Auf Anweisung der EU-Kommission musste die Lebensmittelbehörde mit Sitz in Parma dazu Stellung beziehen. Ihre Verteidigungslinie: die von Testbiotech angeführten Untersuchungen zu möglichen Risiken von Mais 1507 seien nicht neu, daher müssten sie nicht noch mal geprüft werden.
Für Testbiotech ein „fundamentales Missverständnis“, möglicherweise gar ein absichtliches. „Nachdem die EFSA solche Daten nicht finden konnte (die Testbiotech auch nicht vorgelegt hat), wiederholt sie ihre Schlussfolgerung, dass der Mais sicher sei.“ Aber der Verein habe lediglich den „erheblichen Mangel an zuverlässigen Daten“ aufgezeigt, nicht definitive Beweise für gesundheitliche oder ökologische Schäden durch den gentechnisch veränderten Mais vorgelegt. Das sei auch gar nicht in so kurzer Zeit möglich. Entsprechende unabhängige Studien sind rar, da die Risikoforschung überwiegend von der Industrie selbst finanziert wird.
„Auch nach der Stellungnahme der EFSA ist es offensichtlich, dass die vorliegenden Daten nicht ausreichend sind, um Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit auszuschließen. Im Gegenteil, einige der Wissenslücken sind sogar noch deutlicher geworden“, kommentiert Testbiotech-Chef Christoph Then. Dabei geht es vor allem um die Menge an Insektengift, die der Mais selbst produziert und absondert. „Jetzt muss EU-Kommissar Tonio Borg zeigen, dass er in der Lage ist, die gesetzlich vorgesehenen hohen Sicherheitsstandards zu wahren.“
Die Kommission hat es in der Hand, den Gentech-Mais 1507 zuzulassen. Zuvor hatten sich die nationalen Regierungen in zwei Abstimmungen nicht zu einem eindeutigen Ergebnis durchringen können – Deutschland hatte sich der Stimme enthalten und dafür viel Kritik von Umwelt- und Landwirtschaftsverbänden einstecken müssen.
Unterdessen haben sich die Agrarpolitiker der SPD für „ein umfassendes Nein der Bundesregierung zur grünen Gentechnik und auch zur Genforschung“ ausgesprochen. Nicht nur einzelne Bundesländer, sondern „gleich die Bundesrepublik komplett“ müssten den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verbieten, forderte Horst Arnold von der bayerischen SPD nach einer parteiinternen Agrarkonferenz letzte Woche in München. [dh]