Der belgische Wasch- und Reinigungsmittelhersteller Ecover hat vor kurzem angekündigt, Palmöl in seinen Produkten teilweise durch Algenöl zu ersetzen. Produziert wird das Öl von Algen, deren Genom mittels Techniken der Synthetischen Biologie verändert wurde. In einem offenen Brief an Ecover fordern NGOs, die Entscheidung für diese „extreme Gentechnik“ zu überdenken.
Anders als bei der klassischen Gentechnik werden einem Organismus nicht die Gene eines anderen, natürlichen Organismus eingebaut – sondern es werden teils neue DNA-Konstrukte eingesetzt, die zuvor am Computer entworfen und mittels spezieller Drucker synthetisiert wurden. Mit einem Unternehmen der jungen Synbio-Branche, Solazyme aus Kalifornien, arbeitet nun auch Ecover zusammen.
In den Fermentationstanks von Solazyme soll das Öl der Synbio-Algen aus Zuckerrohr hergestellt werden. Ein Manager von Ecover bestätigte gegenüber der New York Times, dass es sich bei den Algen um Organismen handelt, die mittels Synthetischer Biologie verändert werden – darüber habe es intern eine große Debatte gegeben, letztlich habe man sich aber dafür entschieden, um vom Standardrohstoff der Branche, dem Palmöl, wegzukommen. Für die Produktion von Palmöl werden riesige Flächen in Regenwäldern gerodet.
Den Urwald schützen möchte auch die ETC Group, eine zivilgesellschaftliche Gruppe aus Kanada. Anders als Ecover sieht sie in dem Synbio-Öl aus Zuckerrohr aber keine umweltschonende Alternative. Denn auch die dafür nötige Biomasse müsse ja erst mal erzeugt werden – und dafür gingen beispielsweise in Brasilien ebenfalls Flächen und Arten verloren, die CO2-Emmissionen seien hoch und die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen oft schlecht. Besser wäre laut ETC die Verwendung von Kokosnussöl, das von nachhaltig wirtschaftenden Bauern produziert wird.
Aus Sicht der ETC sind die Risiken von Organismen, die mittels Synthetischer Biologie – die Gruppe spricht von „extremer Gentechnik“ - erzeugt wurden, noch überhaupt nicht abzusehen. Sie kommerziell zu nutzen, sei daher verfrüht. Enttäuscht zeigte sich die ETC darüber, dass Ecover die Reinigungsmittel aus Algenöl nicht extra kennzeichnen wolle. Ecover erklärte der New York Times, das Unternehmen prüfe noch: „Wir wollen definitiv alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen“, sagte ein Sprecher.
Mehr und mehr Unternehmen der Agrar-, Pharma- und Energiebranchen nutzen die Synthetische Biologie – meist um benötigte Rohstoffe und Zutaten günstiger und in größeren Mengen produzieren zu können. Zu ihnen gehören beispielsweise Unilever, L'Oréal, Exxonmobil und ADM. [dh]