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Synthetische Biologie: Vorsorge statt „Wilder Westen“

Zehn Tage lang verhandelten mehr als 190 Staaten, die das Übereinkommen über die biologische Vielfalt unterzeichnet haben, in Südkorea über weitere Umweltschutzmaßnahmen. Dabei ging es auch um Synthetische Biologie, die von Kritikern manchmal als „extreme Gentechnik“ bezeichnet wird. Nach zähem Ringen beschlossen die Teilnehmer, Vorsorge zu empfehlen. Die Regierungen sollen den Umgang mit Synbio-Organismen regulieren.

Einstimmig beschlossen die 194 Vertragsstaaten der Biodiversitäts-Konvention auch, dass zunächst Risiken geprüft werden sollen, bevor Organismen, die mit den Techniken der Synthetischen Biologie erzeugt wurden, im Freien getestet werden dürfen. Neben den Risiken für die biologische Vielfalt sollen auch Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und sozio-ökonomische Aspekte eine Rolle spielen. Lokale und indigene Gemeinschaften sollen beteiligt werden.

Zudem verpflichten sich die Unterzeichner-Staaten, darunter Deutschland, die Bereitstellung von Forschungsgeldern zu „fördern“, damit Wissenschaftler Fragen der Sicherheit, aber auch der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Synthetischen Biologie auf den Grund gehen können.

Ob und wann die Beschlüsse tatsächlich umgesetzt werden, ist schwer zu sagen. Synbio-kritische NGOs zeigten sich erleichtert, dass nach den schwierigen Verhandlungen überhaupt ein Beschluss zustande kam. Zur Vorsorge zu raten sei „eine wichtige Entscheidung“, lobte das Third World Network. Die kanadische ETC Group, die Entwicklungen der Synthetischen Biologie aufmerksam verfolgt, erklärte: „Das ist nicht das Moratorium, das sich viele von uns gewünscht haben, aber es ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.“

Bislang gehe es im Bereich der Synthetischen Biologie ähnlich zu wie im „Wilden Westen“, kommentierte Jim Thomas von der ETC Group. Nun würden wenigstens einige Regeln aufgestellt. Die milliardenschwere Synbio-Industrie habe ihre Erzeugnisse bisher ohne Tests in Lebensmittel, Kosmetik und Seifen gemischt, ergänzte Dana Perls von der USA-Sektion der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth. „Diese Entscheidung ist ein klares Signal, dass Synthetische Biologie dringend geprüft und reguliert werden muss.“

Laut der Nachrichtenseite SynBioWatch verliefen die Fronten in den Verhandlungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Gegen ein Moratorium auf die Freisetzung von Organismen der Synthetischen Biologie wehrten sich demnach vor allem Kanada, Neuseeland, Australien, Großbritannien und auch Brasilien. Hier gebe es „starke Biotech-Industrien“, so der Bericht. Die USA, wo die Technologie ebenfalls auf dem Vormarsch ist, haben das Übereinkommen über die biologische Vielfalt gar nicht ratifiziert. Die Interessen der Entwicklungsländer vertraten demnach vor allem Malaysia, Bolivien, die Philippinen, Äthiopien, Ägypten und Osttimor. [dh]

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