Auf 26.000 Hektar soll er in Deutschland letztes Jahr ausgesät worden sein - „Clearfield“-Raps von BASF. Er ist resistent gegen ein ebenfalls vom Chemie-Konzern hergestelltes Herbizid. Wo genau der Raps wächst, ist unbekannt. Landwirtschafts- und Umweltaktivisten halten den Anbau für „unverantwortlich“.
Die eingebaute Herbizid-Resistenz kennt man sonst von Gentechnik-Pflanzen. Wenn die Felder mit dem Ackergift besprüht werden, geht Unkraut ein, nicht jedoch die präparierten Nutzpflanzen. Allerdings, so zeigt die Erfahrung im Gentech-Mutterland USA, führt der massive Chemikalieneinsatz auch zur Gewöhnung bei den Unkräutern – irgendwann lassen auch sie sich nicht mehr so bekämpfen, weitere Herbizide müssen versprüht werden. Dies könnte auch beim „Clearfield“-Raps von BASF eintreten, warnen die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.
Der Unterschied: „Clearfield“-Raps wurde nicht mittels Gentechnik hergestellt. Zwar hat BASF auch mit einer relativ neuen Gentechnik-Methode, der Oligonukleotid-gesteuerten Mutganese (OgM, auch: Oligonukleotid-gerichtete Mutganese), solchen Raps entwickelt. Das in Deutschland verkaufte „Clearfield“-Saatgut soll aber aus konventioneller Züchtung stammen.
Das hat Folgen: weil es sich nicht um Gentechnik handelt, muss der „Clearfield“-Raps nicht gekennzeichnet werden. Auf der Saatgut-Verpackung kann zwar ein simples „CL“ angegeben werden, vorgeschrieben ist es jedoch nicht – und es wäre auch „nicht selbsterklärend“, wie die kritischen Organisationen anmerken. Außerdem müssen die Landwirte beim Anbau keine Auflagen erfüllen, Mindestabstände zu angrenzenden Feldern sind nicht nötig. Auch informieren müssen sie ihre benachbarten Berufskollegen nicht.
Dabei kann deren Ernte durchaus beeinträchtigt werden, schreiben die Kritiker in einer Stellungnahme an das Bundeslandwirtschaftsministerium. Von Insekten und Wind könnten die leichten Rapssamen kilometerweit getragen werden, zudem könnten sie beim Transport verloren gehen. Und habe sich der herbizid-resistente Raps erst einmal festgesetzt, sei es schwierig, ihn wieder loszuwerden. Denn gegen gängige Herbizide, die den gleichen Wirkstoff wie das BASF-Mittel „Clearfield Vantiga“ enthalten, ist er immun. Dadurch könne die Ernte im nächsten Jahr deutlich abnehmen, so die Warnung. „Gerade Raps mit einer Herbizidresistenz zu versehen ist unverantwortlich“, meint Eva Gelinsky von der IG-Saatgut. Auch mehrere Landwirtschaftskammern haben vor dem Anbau gewarnt.
Die BASF wandte sich an die Universität Hohenheim. Ihr Ergebnis: auf den meisten Flächen, auf denen „Clearfield“-Raps angebaut wurde, sei kaum problematischer Ausfallraps gefunden worden. Dem widersprechen die Kritiker, die die veröffentlichten Daten ihrerseits vom Umweltbundesamt Österreich unter die Lupe nehmen ließen. Dort hielt man die Stichprobe für zu klein, belastbare Schlussfolgerungen seien daraus nicht abzuleiten.
Nun ist die Politik gefragt. Das Landwirtschaftsministerium müsse für eine Veröffentlichung der „Clearfield“-Flächen in Deutschland sorgen, Regeln für etwaige Schadensfälle festlegen und den weiteren Anbau von herbizid-resistentem Raps schon zum Herbst verbieten, fordern Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die IG Saatgut und der BUND. „Clearfield-Raps und andere herbizidresistente Rapspflanzen gehören, egal ob konventionell oder mit gentechnischen Methoden gezüchtet, nicht auf den Acker“, so Annemarie Volling von der AbL. [dh]