In Brasilien wird bald eine weitere gentechnisch veränderte Sojasorte wachsen. Saatgut und die dazugehörigen Ackergifte stammen von BASF und einer brasilianischen Firma. Dass erst jetzt der Anbau startet, obwohl brasilianische Behörden schon 2010 grünes Licht gaben, hat mit der Gentechnik-Politik der EU zu tun: europäische Importe beeinflussen, was anderswo wie angebaut wird.
In diesem Jahr soll der Anbau der „Cultivance“-Soja zunächst in acht Bundesstaaten des südamerikanischen Landes beginnen, wie BASF und die Agraforschungsfirma Empraba (Empresa Brasileira de Pesquisa Agropecuária) vergangene Woche mitteilten. Die Gentechnik-Pflanzen sind aufgrund eingebauter Gene resistent gegen Unkrautvernichtungsmittel mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Imidazolinone – mit diesen werden sie dann systematisch besprüht. Saatgut und Herbizide zusammen werden unter dem Namen „Cultivance“ vertrieben.
Laut Pressemitteilung wurde die Gentech-Soja, deren technische Bezeichnung BPS-CV127-9 lautet, komplett in Brasilien entwickelt. Das war verhältnismäßig günstig: 33 Millionen Dollar. Die Entwicklungskosten für gentechnisch veränderte Pflanzen beziffern Konzerne sonst mit um die 100 Millionen Dollar (herkömmliche Züchtung ist um ein Vielfaches billiger).
In Brasilien erhielt „Cultivance“ schon 2010 die Zulassung der Behörden. Doch der Anbau beginnt erst jetzt. Der Grund: im April genehmigte die EU die Verwendung der BASF-Gentechnik-Soja als Futtermittel. Die in Brasilien produzierten Bohnen werden dann in Europa, auch in Deutschland, an Tiere in konventionellen Ställen verfüttert. Mögliche Auswirkungen, die der Anbau der Gentech-Soja und das Versprühen der Herbizide haben könnten, werden aber vor allem brasilianische Landwirte, Farmarbeiter, Anwohner und die dortige Flora und Fauna abbekommen.
Unklar ist aber auch, ob die Gentech-Soja von BASF möglicherweise der Gesundheit von Kühen oder Schweinen, die mit ihr gefüttert werden, schadet. Laut Testbiotech, einem Verein aus München, der sich mit wissenschaftlichen Fragen der Technologie auseinander setzt, führte BASF drei Monate lang eine Fütterungsstudie mit Labortieren durch. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hielt diese Studie für wissenschaftlich zu schwach, um sie für die Beurteilung der Soja in Betracht zu ziehen. Sie forderte aber keine neuen Daten und gab der Soja ihr Okay. Anschließend genehmigte die EU-Kommission die Einfuhr, weil sich die Mitgliedstaaten der Union zuvor nicht auf eine eindeutige Haltung einigen konnten. [dh]