Kartoffelvielfalt aus den Anden (Foto: Luigi Guarino/flickr)

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Wissenschaftler: kein Mückenschwund durch Gentech-Moskitos

Hunderttausende gentechnisch veränderter Tigermücken wurden in den vergangenen Jahren auf den Kaiman-Inseln ausgesetzt, damit die Insekten sich selbst ausrotten. Sie könnten die Population um 90 Prozent reduzieren, behauptete Hersteller Oxitec mehrfach. Die britische Organisation GeneWatch legte jetzt interne Behördenmails vor, wonach die Zahl der stechenden Mückenweibchen sogar stieg.

Zu diesem Ergebnis seien Wissenschaftler der staatlichen Mückenkontrollbehörde MRCU gekommen, heißt es in dem Bericht, den GeneWatch jetzt vorstellte. Dass die Gesamtzahl ägyptischer Tigermücken (Aedes aegypti) signifikant gesunken sei, belegten die vorliegenden Zahlen nicht, heißt es in einer Mail eines MRCU-Mitarbeiters. Die Behauptung der Hersteller, die Zahl der Tigermücken könne mithilfe der Gentech-Verwandten um bis zu 90 Prozent reduziert und die Population damit nahezu ausgerottet werden, sei übertrieben gewesen. Die Firma Oxitec, eine Ausgründung der Oxford University, verändert die Gene der männlichen Tigermücken so, dass der Nachwuchs bereits im Larvenstadium stirbt.

Der Bericht von GeneWatch zeigt außerdem, dass anders als von den Organisatoren behauptet, auch Zehntausende weiblicher Tigermücken freigesetzt worden sein könnten. Nach Stichprobenzählungen bezweifelt ein MRCU-Wissenschaftler, dass Oxitecs Technik ausreichend ausgereift ist, um die weiblichen Mücken bei der Zucht in riesigen Brutschränken auszusortieren. Der Bevölkerung war versichert worden, man lasse nur männliche Tigermücken fliegen, die nicht stechen und damit auch keine Krankheiten übertragen können. Weibliche Tigermücken sind Hauptüberträger des gefährlichen Dengue-Fiebers und des Zika-Virus, weshalb sie auch Gelbfiebermücken genannt werden.

Gesundheitsministerium und die Mückenkontrollbehörde MRCU bestätigten dem Portal Caymannewsservice nach eigenen Angaben die Recherchen. Sie wollen sich demnächst offiziell dazu äußern. Die Organisation GeneWatch hatte sich unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz Einblick in den Email-Verkehr der MRCU erstritten. GeneWatch zitiert Mails, wonach der Jahresbericht der MRCU zum Mückenversuch teilweise von Oxitec verfasst worden sei. Dort sei zu lesen, die Population von Aedes aegyptii im Versuchsgebiet West Bay sei um 60 Prozent verringert worden. Ein MRCU-Mitarbeiter warnte davor, den Ruf der MRCU mit solchen Behauptungen aufs Spiel zu setzen.

Auch für das Gesundheitsministerium von Malaysia, wo Oxitec 2010 versuchsweise Gentech-Mücken freiließ, ist die Methode laut GeneWatch wenig praktikabel und zudem teuer. Die malaysische Regierung habe mit Gesamtkosten von fast 26 Millionen Dollar gerechnet, um die Gentech-Mücken in vier ausgewählten Staaten freisetzen zu können, heißt es in dem Bericht. In Panama waren 2014 rund 300.000 gv-Tigermücken zum Gesamtpreis von 620.000 Dollar freigesetzt worden. Folgeprojekte im Millionenhöhe wollte die Regierung dort nicht mehr finanzieren.

Zwar behauptete Oxitec auch in Panama, die Zahl der Tigermücken sei im Testgebiet um 90 Prozent reduziert worden. GeneWatch vermisst hier allerdings ebenfalls ausreichende Daten, die das belegen. Oxitec zähle meist nur die Larven und nicht die erwachsenen Mücken, kritisiert die Organisation. Außerdem habe sich die Befürchtung vieler Naturschützer bestätigt, dass verwandte Arten sofort in die entstehende Lücke drängen: Im Testgebiet stieg plötzlich die Zahl asiatischer Tigermücken (Aedes albopictus).

Auch auf den Kaimans hat man sich vom ursprünglichen Plan verabschiedet, das bislang begrenzte Pilotprojekt auf die größte der drei Karibik-Inseln auszuweiten. Anfang des Jahres hieß es, die Kosten von acht Millionen Dollar seien zu hoch. GeneWatch vermutet den wahren Grund jetzt im mangelnden Erfolg der Aktion. Die Mückenkontrollbehörde MRCU macht sich unterdessen Gedanken über Alternativen. [vef]

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