Herkömmlich auf Krautfäule-Resistenz gezüchtete Kartoffeln widerstehen der Krankheit ebensogut wie gentechnisch veränderte (gv-) Knollen. Das ergab eine Studie der Universität Wageningen in den Niederlanden. Während die Forscher an der Gentechnik-Variante immer noch basteln, wird die gentechnikfreie resistente Kartoffel längst angebaut.
Die Kraut- und Knollenfäule ist eine Pilzkrankheit, die vor allem in feuchten Jahren die Kartoffelernte massiv schädigen kann. Die Universität Wageningen forscht bereits seit über zehn Jahren an einer Kartoffel, die gegen die Krankheit resistent ist. Dazu setzten die niederländischen Wissenschaftler einer Kartoffel der Sorte Desirée Gene von südamerikanischen Wildkartoffelarten ein, denen die Krautfäule nichts anhaben kann. Dieser Einbau von arteigenen Genen wird cisgen genannt und unterliegt ebenso wie der transgene Einbau artfremder Gene dem EU-Gentechnikrecht. Bisher befinden sich die cisgenen Kartoffeln noch im Versuchsstadium und sind nicht für den kommerziellen Anbau zugelassen.
In einem ihrer Versuche haben die Wageninger Forscher ihre Gentech-Knolle mit der ursprünglichen, gegen Krautfäule empfindlichen Sorte Desirée verglichen sowie mit der ungarischen Sorte Sarpo Mira, die durch herkömmliche Zucht resistent gegen Krautfäule gemacht wurde. Das Ergebnis: Bei beiden resistenten Sorten ließ sich der Einsatz an Fungiziden ohne Ernteausfälle um 80 bis 90 Prozent verringern.
Der große Unterschied: Sarpo Mira ist auf dem Markt als Pflanzkartoffel verfügbar und kann von den Landwirten sofort angebaut werden. Die Wageninger Gentech-Knolle dagegen wird zwar seit 2009 in Freilandversuchen getestet. Zuerst in den Niederlanden und in Irland, seit 2015 läuft ein Anbauversuch in der Schweiz, der bis 2019 dauern soll. Doch bis heute wurde für diese Kartoffel keine Anbauzulassung in der EU beantragt. Da eine solche Zulassung üblicherweise mehrere Jahre dauert, wird die Wageninger gv-Kartoffel den Landwirten in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung stehen.
Der Konzern BASF hatte übrigens schon 2011 für eine im Freiland getestete, gegen Krautfäule resistente gv-Knolle namens „Fortuna“ die Anbauzulassung beantragt. Der Konzern zog den Antrag 2013 zurück und verabschiedete sich mit seinen Gentechnik-Aktivitäten aus Deutschland. [lf]