Bayer Crop Science Division Office Headquarters, Foto: Tony Webster, https://bit.ly/2YtecDN, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

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Philippinen: „goldener“ Reis und Gentech-Aubergine zugelassen

Vom kommenden Jahr an soll Saatgut für gentechnisch veränderten „goldenen“ Reis an ausgewählte philippinische Bauern verteilt werden. Wie das philippinische Agrarministerium vergangene Woche mitteilte, habe es genehmigt, das Saatgut kommerziell zu vermehren. Nach Angaben des internationalen Reisforschungsinstitut IRRI sind die Philippinen das erste Land der Welt, das den Anbau des Beta Carotin-haltigen Reises erlaubt.

Derzeit werden gemeinsam mit lokale Akteuren Gemeinden ausgesucht, wo viele Menschen unter Vitamin A-Mangel leiden. Denn die Wissenschaftler des IRRI gehen davon aus, dass der menschliche Körper das im Gentech-Reis enthaltene Beta-Carotin in Vitamin A umwandeln kann. Etwa jedes fünfte Kind aus den ärmsten Gemeinden der Philippinen leide an Vitamin-A-Mangel, schreibt das IRRI. Weltweit mangele es schätzungsweise 190 Millionen Kindern an dem Vitamin, das für Sehkraft und Immunsystem wichtig ist. Der mit einem Maisgen veränderte gelbe Reis könne den besonders bedürftigen Kleinkindern bis zu 50 Prozent des geschätzten durchschnittlichen Bedarfs an Vitamin A liefern, so das auf den Philippinen angesiedelte Institut.

Das ist jedoch umstritten. So vermisste das Münchner Institut Testbiotech belastbare Daten, wieviel Betacarotin der Körper unter den Bedingungen einer Mangelernährung aus dem gv-Reis überhaupt aufnehmen und umwandeln kann. Weitere Kritikpunkte wie ein geringerer Ertrag beim Einkreuzen in heimische Sorten seien inzwischen behoben, versicherte das IRRI. Es werde ein umfassendes Qualitätssicherungssystem eingerichtet, „das die gesamte Wertschöpfungskette von der Saatgutproduktion über die Verarbeitung nach der Ernte bis hin zur Vermarktung abdeckt", kündigte das Reisforschungsinstitut der philippinischen Regierung an. Die neuen Sorten müssten noch durch den National Seed Industry Council registriert werden.

Schäden für Umwelt oder Gesundheit befürchten die Behörden offenbar nicht: Die zuständigen Ministerien hätten die biologische Sicherheit des gv-Reises geprüft, bevor er genehmigt worden sei, so das philippinische Agrarministerium. Eine philippinische Vereinigung von Bauern-, Wissenschaftlern und zivilgesellschaftlichen Gruppen bezweifelt das: Nachfragen bei den einzelnen Ministerien hätten keine Hinweise auf eine substanzielle Überprüfung und unabhängige Bewertungen der gesundheitlichen, kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen und Risiken des gv-Reises erbracht, kritisierte die Organisation Masipag. Außerdem machten die Befürworter des Carotinreises ihre wissenschaftlichen Ergebnisse und Berichte nicht ausreichend transparent.

Nach Ansicht von Masipag löst der gv-Reis nicht die eigentlichen Probleme: Menschen seien vor allem deshalb unterernährt, weil sie aufgrund von Armut und veränderten Produktionsbedingungen keinen ausreichenden Zugang zu nahrhaften und sicheren Lebensmitteln hätten. GV-Pflanzen förderten jedoch nur agrarindustrieabhängige Monokulturen. Die Vereinigung ruft deshalb zu Protesten gegen die „übereilte“ Genehmigung auf. Auch die Umweltorganisation Greenpeace verlangt, den Bescheid zurückzunehmen. Angesichts des Klimanotstands fordert Greenpeace das Agrarministerium auf, die Bauern durch widerstandsfähige Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme wie den Ökolandbau zu unterstützen, der den Filipinos mannigfaltiges Getreide, Obst und Gemüse für eine vielfältige Ernährung biete, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Doch die philippinischen Behörden lassen sich in ihrer Gentechnik-Offensive offenbar nicht beirren. Neben dem gelben Reis genehmigte das Agrarministerium vergangene Woche auch eine Aubergine als Lebens- und Futtermittel, die mittels Bacillus thuringiensis gegen den Auberginenbohrer (Leucinodes orbonalis) resistent gemacht wurde. Masipag und die Umweltorganisation Greenpeace hatten eine Petition dagegen eingereicht, weil sie die Bt-Auberginen nicht für sicher halten. Trotzdem kann das Gemüse jetzt beispielsweise aus Bangladesh importiert werden. Denn dort ist bereits sein Anbau erlaubt.

Auch für den gv-Reis rechnet das IRRI in Bangladesch in Kürze mit einer Anbaugenehmigung. Außerdem arbeiten die Wissenschaftler aktuell an einer Reislinie, welche die Mikronährstoffe Eisen und Zink enthält. Ihr Ziel: ein Reisevent mit Dreifachversorgung. Von insgesamt 30 gv-Reissorten in der Entwicklungspipeline sprach Masipag bereits 2020. Mit Pflanzenvielfalt in der Agrarlandschaft haben die Verbände aber wohl etwas Anderes gemeint. [vef]

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