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Brasilien öffnet seinen Markt für argentinischen Gentech-Weizen

Die brasilianische Gentechnikbehörde CTNBio hat die Einfuhr von Weizenmehl erlaubt, das aus dem gentechnisch veränderten Weizen HB4 der argentinischen Firma Bioceres hergestellt wurde. Doch die brasilianischen Weizenverarbeiter wollen von den Gentech-Körnern nichts wissen. Sie fürchten um ihre Märkte.

Vor gut einem Jahr bekam das Unternehmen Bioceres von den argentinischen Behörden die Erlaubnis, seinen dürretoleranten Gentechweizen der Linie HB4 kommerziell zu vermarkten. Auf 55.000 Hektar wurde die gentechnisch veränderte (gv) Pflanze laut Firmenangaben 2021 bereits angebaut. Die Ernte werde gerade eingefahren. Allerdings knüpfte die Genehmigungsbehörde die Vermarktung der Körner daran, dass der Weizen im Nachbarland Brasilien, dem wichtigsten Abnehmer, auch verkauft werden darf. Diese Hürde hat Bioceres mit der Genehmigung genommen. Das Unternehmen betonte, dass CTNBio nach einer rigorosen Sicherheitsüberprüfung bestätigt habe, dass von dem verarbeiteten Weizen kein Risiko für die Gesundheit ausgehe.

Die brasilianischen Weizenverarbeiter hat CTNBio mit seiner Zulassung nicht überzeugt. Schon im Vorfeld hatte der Verband der Weizenindustrie Abitrigo ebenso wie die Organisationen der Bäcker und der Teigwarenhersteller erklärt, dass sie gv-Weizen ablehnen und keinen argentinischen Weizen mehr kaufen würden, sollte dort in großem Stil HB4-Weizen angebaut werden. Sie begründeten ihre Haltung mit Sicherheitsbedenken und der Ablehnung von gv-Weizen in der Bevölkerung. Auf die Genehmigung hin teilte Abitrigo mit, man werde Einspruch erheben. Gleichzeitig verlangte der Verband, unverzüglich den aus mehreren Ministern bestehenden Nationalen Ausschuss für biologische Sicherheit einzuberufen. Dieses Gremium, das seit zehn Jahren nicht mehr getagt hat, soll umfassend analysieren, wie sich gentechnisch veränderter Weizen aus Argentinien auf dem brasilianischen Markt auswirken würde. Bis dahin soll die Entscheidung der CTNBio nach dem Willen des Verbandes ausgesetzt werden.

Das argentinische Magazin La Tinta meldete, dass in Argentinien die Staatsanwaltschaft Bundesrichter aufgefordert habe, die letztes Jahr erteilte Zulassung von HB4 unverzüglich auszusetzen. Die Staatsanwälte warnen laut La Tinta, dass die Genehmigung des Landwirtschaftsministeriums gegen Artikel 41 der nationalen Verfassung verstoße, der das Recht auf eine gesunde Umwelt garantiert. Die Agentur Reuters meldete, argentinische Getreideexporteure hätten ihre Regierung gebeten, die Landwirte zu ermitteln, die HB4 angebaut hätten. Sie würden aus diesen Regionen keinen Weizen mehr aufkaufen.

Sowohl in Brasilien als auch in anderen lateinamerikanischen Ländern engagieren sich schon seit einem Jahr zahlreiche Organisationen mit der Kampagne „Nicht mit unserem Brot“ gegen den Gentech-Weizen. HB4 ist weltweit der erste gv-Weizen, der eine Zulassung für den kommerziellen Anbau erhalten hat. Die Pflanze enthält ein Gen der Sonnenblume, mit dessen Hilfe sie Hitze und Salz besser aushalten soll als herkömmlicher Weizen. Zudem ist sie resistent gegen das Herbizid Glufosinat. Seit 17 Jahren hat die argentinische Firma Bioceres die Pflanze entwickelt, zusammen mit dem französischen Pflanzenzüchter Florimond Desprez. Die ersten Feldversuche starteten bereits 2009. Dabei soll der Weizen nach Firmenangaben bei Trockenheit bis zu 20 Prozent höhere Erträge geliefert haben als Vergleichssorten. [lf]

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