Neben Nigeria ist Ghana der zweite westafrikanische Staat, der auf gentechnisch veränderte Augenbohnen setzt. Die erste von drei notwendigen Zulassungen haben die staatlichen Stellen inzwischen erteilt. Doch der Widerstand im Land ist groß: Die Organisation Food Sovereignty (dt. Lebensmittelsouveränität) Ghana zog sogar vor Gericht.
Augenbohnen (englisch Cowpeas) zählen zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln in Westafrika. Nigerianische Wissenschaftler haben die Bohnen so verändert, dass sie mit Hilfe einer von der Bayer-Tochter Monsanto stammenden Fremd-DNA ein Bt-Toxin produzieren, um den Bohnen-Zünsler abzuwehren. In Nigeria dürfen diese gentechnisch veränderten (gv) Bohnen seit 2019 angebaut werden und sind nach wie vor stark umstritten. In Ghana hat die Nationale Biosicherheitsbehörde NBA die Bt-Bohnen im Sommer nach einer Risikobewertung für Anbau und Vermarktung zugelassen.
Die ghanaische Umweltorganisation CCCFS (Centre for Climate Change and Food Security) warf der NBA vor, „den gesamten Prozess in Geheimhaltung zu hüllen“ und wichtige Informationen zu verweigern. CCCFS habe deshalb „detaillierte Informationen über die Risikobewertung von der NBA verlangt sowie Zugang zu den Unterlagen des Antragstellers“, berichtete das Journal Farmers Review Africa. Beantragt hatte die Zulassung das staatliche Savannah Agricultural Research Institute (SARI). Gegen dessen Freisetzungspläne zog die Organisation Food Sovereignty Ghana vor Gericht. Sie argumentierte, dass es keinerlei epidemiologische Langzeitstudien über den Verzehr von gentechnisch veränderten Augenbohnen gebe und deshalb Behauptungen über die Sicherheit des Produkts nicht wissenschaftlich fundiert seien. Weil sie dadurch das Menschenrecht auf Gesundheit angegriffen sah, wandte sich die Organisation an den ghanaischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dieser begann im Frühjahr 2022 damit, den Fall zu verhandeln und hörte unter anderem das deutsche Institut Testbiotech als Sachverständigen. Eine Entscheidung des Gerichts steht noch aus.
Ungeachtet dessen feierten Pro-Gentechnikgruppen wie die Alliance for Science die Entscheidung der NBA als großen Durchbruch. Dabei war sie vor drei Jahren schon für 2020 erwartet worden, heißt es in einem Beitrag des Wissenschaftsmagazins Undark. Auch sei die Zulassung nur der erste Schritt, wie das Magazin Foodsafety Africa erläutert. SARI müsse nun über zwei Anbausaisons Anbauversuche auf den Feldern von Landwirten in zwei verschiedenen Gebieten mit mehreren Standorten durchführen. Die Ergebnisse dieser Versuche würden dann dem Nationalen Saatgutrat des Landwirtschaftsministeriums vorgelegt. Dieser müsse die neue Sorte genehmigen. Zudem brauche es noch eine Zulassung der Lebensmittelbehörde FDA, schrieb die Agrarwissenschaftlerin Juava Rock auf der Plattform The Conversation. Sie benannte noch ein weiteres Problem: Die gentechnische Veränderung wurde in die Augenbohnensorte Songotra eingefügt. Diese werde in Ghana erst seit 2008 angebaut und habe sich als anfällig gegen saugende Insekten wie Thripse erwiesen. Eine Studie des International Food Policy Research Institutes gehe deshalb davon aus, dass die Bt-Variante höchstens eine Verbreitung von 15 Prozent erreichen werde. Wenn überhaupt: Denn laut dieser Studie würde das Gentechsaatgut 50 Prozent mehr kosten als gentechnikfreies, schrieb Rock. [lf]