Pflanzenzüchtung Züchtung Labor
Hier ohne Gentechnik, da Bio-Forschung (©BLE, Bonn/Foto: Thomas Stephan)

Neue Gentechnik: Kompromisse in der Regierungsstrategie

12.02.2023

In ihrer neuen Forschungsstrategie will die Bundesregierung „auch die Chancen und Risiken von neuen Züchtungstechniken (zum Beispiel Crispr/Cas) in den Blick nehmen“. Im europäischen Verfahren zur Reform des Gentechnikrechts werde sie sich „konstruktiv“ einbringen, „um die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und resiliente Züchtungsforschung zu stärken“, heißt es in dem Papier, um das die Koalitionäre dem Vernehmen nach intensiv gerungen haben. Ein Blick in den ursprünglichen Entwurf der „Zukunftsstrategie Forschung und Innovation“ des FDP-geführten Forschungsministeriums (BMBF) zeigt, was sich dabei verändert hat.

So hieß es in dem Entwurf vom Oktober vergangenen Jahres etwa, man werde „unter anderem die Erforschung sogenannter neuer Züchtungstechniken (zum Beispiel Crispr/Cas) voranbringen und deren Nutzung vereinfachen“. Während die Ampelregierung also jetzt Chancen wie Risiken relativ neutral „in den Blick nehmen“ will, stand für das BMBF ursprünglich schon vor der Erforschung der neuen Gentechnik (NGT) das Ziel fest, ihre Nutzung zu vereinfachen. Hintergrund ist, dass die Koalitionspartner beim Thema NGT völlig unterschiedliche Positionen vertreten. Während die FPD neue gentechnische Verfahren als Innovationen begrüßt und die europarechtlichen Regeln liberalisiert sehen möchte, betonen SPD und die Mehrheit der Grünen, dass man zunächst die Risiken erforschen und NGT-Produkte weiterhin kennzeichnen und rückverfolgbar machen müsse. Auseinandersetzen mussten sich darüber in der Ressortabstimmung zur Zukunftsstrategie die grün geführten Ministerien für Landwirtschaft (BMEL) und Umwelt (BMUV) sowie das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) unter der ausgewiesenen Gentechnikkritikerin Svenja Schulze (SPD). Diese Woche verabschiedete dann das Kabinett die Strategie. [+] mehr...

Getüpfelter Gabelwels  Foto: Ryan Somma - https://bit.ly/3XWfpmD, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7192330
Getüpfelter Gabelwels Foto: Ryan Somma - https://bit.ly/3XWfpmD, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7192330

Welszucht: Abfallvermeidung mit Alligator-Gen?

01.02.2023

Forschende der Auburn University im US-Bundesstaat Alabama haben in das Genom des Speisefischs Wels mithilfe der Methode Crispr/Cas ein Alligator-Gen eingefügt. Das soll seine Überlebensrate um das Zwei- bis Fünffache erhöhen und so Fischabfall vermeiden, so die Wissenschaftler:innen in ihrer Studie, die sie im Januar auf dem Preprint-Server Biorxiv veröffentlichten. Zugleich hemmten sie die Fruchtbarkeit der Fische um zu verhindern, dass sie ihre neue Eigenschaft an wilde Verwandte weitergeben.

Laut einem Portal der Auburn Universitäten wurden in US-amerikanischen Fischfarmen 2021 rund 150 000 Tonnen Wels produziert. Doch die Welszucht sei ein guter Nährboden für Infektionen, zitiert das Portal heise online einen der Forscher. Weltweit stürben etwa 40 Prozent der Fische an verschiedenen Krankheiten, bevor sie verwertet werden könnten. Diesen Anteil wollten die Wissenschaftler:innen reduzieren. Ihre Idee: Ein Gen des Alligators, das den Code für das antimikrobiellen Protein Cathelicidin enthält, könnte die Welse widerstandsfähiger gegen Infektionen machen. [+] mehr...

Agrarverbände übergeben Minister Cem Özdemir (am Mikro) eine Protestnote Foto: Nick Jaussi/www.wir-haben-es-satt.de
Agrarverbände übergeben Minister Cem Özdemir (am Mikro) eine Protestnote Foto: Nick Jaussi/www.wir-haben-es-satt.de

Neue Gentechnik: Ringen um Kurs der Ampel

25.01.2023

Anfang Juni plant die Europäische Kommission einen Vorschlag vorzulegen, wie sie neue gentechnische Verfahren wie Crispr/Cas in der Pflanzenzüchtung künftig regulieren will. Über diesen müssen dann die EU-Mitgliedsstaaten abstimmen. In der deutschen Ampelkoalition mehren sich die Stimmen, die neuen Technologien genauso streng zu regeln wie alte Gentechnik. Auch die Bevölkerung ist mehrheitlich dafür.

Vom grünen Koalitionspartner hat vergangene Woche Bundesumweltministerin Steffi Lemke bei einem Agrarkongress bekräftigt: „Wir müssen weg von der industrialisierten Landwirtschaft, die durch Gentechnik, seien es klassische oder neue gentechnische Methoden, noch befeuert werden soll, hin zu einem ganzheitlich nachhaltigen System. Da weist das Bestreben der EU-Kommission, für Pflanzen, die mit neuen Gentechniken hergestellt sind, die Risikoprüfung wegzulassen leider nicht den richtigen Weg“, gab die Agraringenieurin die Richtung vor. „Wenn wir mit dieser Technologie arbeiten, muss das Vorsorgeprinzip und die Risikoprüfung beibehalten werden“, forderte Lemke. [+] mehr...

Mai Thi Nguyen-Kim präsentiert ihre Sendung: "MAITHINK X - Die Show"  Foto: ZDF/ben knabe
Mai Thi Nguyen-Kim präsentiert ihre Sendung: "MAITHINK X - Die Show" Foto: ZDF/ben knabe

„Schocker“: Narrative der Gentechnik-Entwickler im TV-Programm

18.01.2023

Gentechnische Verfahren in der Nutzpflanzenzucht und ihre rechtliche Regelung sind komplexe Themen. Diese verständlich und ausgewogen darzustellen, gelingt deutschen Medien mit wechselndem Erfolg. Das Münchner Institut Testbiotech sah sich in jüngster Zeit mehrfach veranlasst, einseitige, von Narrativen der Entwickler geprägte Berichterstattung zu kritisieren. Der ZDF-Fernsehrat räumte bereits ein, dass in einer Maithink X-Show zur Agrogentechnik Fakten und persönliche Meinung der Autorin nicht klar genug getrennt wurden.

Jüngster Anlass zur Intervention: Eine Sendung „Unser Land“ im bayrischen Fernsehen zum Thema Gentechnik in Lebensmitteln von vergangener Woche. In zeitlich vergleichsweise ausgewogenem Verhältnis kommen befürwortende und kritische Fachleute zu neuen gentechnischen Verfahren wie Crispr-Cas zu Wort. Das Defizit der Sendung sieht der Geschäftsführer von Testbiotech darin, dass die jeweiligen Argumente zur Risikobewertung der Technologie nicht genannt und einander gegenübergestellt worden seien. Die Autor:innen hätten lediglich festgestellt, dass die Argumente der Warnenden von der Mehrheit der Wissenschaftler:innen nicht geteilt würden, kritisierte Christoph Then, der in der Sendung ebenfalls zu Wort kam. „Die Position von wissenschaftlich argumentierenden Minderheiten auszugrenzen, ohne ihre Argumente zu prüfen und ernsthaft zur Diskussion zu stellen, ist kein guter Journalismus“, schrieb er gestern in einem offenen Brief an die Redaktion. Er verwies darauf, dass anfangs auch diejenigen Forschenden in der Minderheit waren, die frühzeitig vor einem Klimawandel gewarnt hatten. [+] mehr...

American Chestnut   Foto: DM, https://bit.ly/3Gbe991, https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/
American Chestnut Foto: DM, https://bit.ly/3Gbe991, https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/

US-Behörde will Gentech-Kastanie zulassen

21.12.2022

Das US-Landwirtschaftsministerium sieht keine Umweltrisiken, wenn gentechnisch veränderte Kastanien im großen Stil in den Wäldern der USA gepflanzt werden. Noch bis 27. Dezember sammelt die Behörde öffentliche Kommentare zu ihrer Risikobewertung. Danach will sie ihre Entscheidung fällen. Kritiker:innen befürchten, dass hier unter dem Deckmantel des Artenschutzes das Tor für gentechnisch veränderte Bäume geöffnet wird.

Die amerikanische Esskastanie ist bedroht, seit ein zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeschleppter Pilz die Bestände absterben lässt. Abhilfe versprechen schon seit Jahren Gentechniker der Universität des Staates New York. Sie haben Weizen-Erbgut in die Kastanie eingeschleust. Diese soll damit ein Enzym produzieren, das die Wirkungskette des Pilzes unterbricht und ihn dadurch unschädlich macht. 2020 beantragten die Forscher bei den US-Behörden die Erlaubnis, die gentechnisch veränderte (gv) Kastanie „Darling 58“ in die Wälder der Ostküste zu pflanzen - mit dem Ziel, eine aussterbende Art zu retten. [+] mehr...

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