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Hier finden Sie Zahlen zum Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen und zu gentechnikfreien Regionen. Wichtig: da offizielle Daten häufig fehlen, greifen die meisten Beobachter auf Quellen zurück, die von den Gentechnik-Unternehmen und -Lobbyverbänden mitfinanziert werden.
Anbau von Gentechnik-Pflanzen: weltweit
Anbau von Gentechnik-Pflanzen: EU
Deutschland: Kommerzieller Anbau
Deutschland: Versuchsanbau
Gentechnikfreie Regionen: weltweit
Gentechnikfreie Regionen: Deutschland
Der erste kommerzielle Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen fand 1996 in den USA statt. Seither ist die weltweite Anbaufläche (inklusive Versuchsanbau) nach Angaben des industriefreundlichen ISAAA auf rund 190 Mio Hektar im Jahr 2017 angestiegen. Das Wachstum der Gesamt-Gentechnikfläche unterliegt Schwankungen und kann auch sinken, im Jahr 2015 um ein Prozent auf etwa 180 Mio ha.
Weltweit stehen auf 3,6% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche (ca. 5 Mrd ha) und 12,8% der weltweiten Ackerfläche (ca. 1,4 Mrd ha) Gentechnik-Pflanzen. Somit sind nach wie vor 96,4% der landwirtschaftlichen Nutzfläche bzw. 87,2% der Ackerfläche gentechikfrei bewirtschaftet.
Ein Großteil der Gentechnik-Pflanzen werden in sieben Ländern USA (39%), Brasilien (26%), Argentinien (12%), Kanada (7%), Indien (6%) sowie Pakistan (2%) und Paraguay (2%) angepflanzt.
Im Wesentlichen sind es vier Nutzpflanzen: Soja (50%), Mais (31%), Baumwolle (13%) und Raps (5%). Die Pflanzen sind, entweder mit einer Herbizidtoleranz (47%) , Genen zur Produktion eines eigenen Insektengifts (12%) oder beidem (41%) ausgestattet.
Auf kleinen Flächen werden in den USA und Kanada Gentechnik-Zuckerrüben, auf Hawaii (USA) Papaya und ebenfalls in den USA Alfalfa angebaut.
In der Europäischen Union (EU) ist seit 1998 der gentechnisch veränderte Mais MON810 zum kommerziellen Anbau zugelassen. In mehreren EU-Ländern darf der Gentechnik-Mais trotzdem nicht angebaut werden: Deutschland, Frankreich, Griechenland, Luxemburg, Österreich, Polen, Bulgarien und Ungarn. 2017 stand MON810 mit 124.000 ha auf gerade Mal 0,13% der EU-Ackerfläche (diese lag 2012 laut FAO bei 108 Mio. Hektar). 94% des Gentechnik-Maises der EU wachsen wuchsen 2017 in Spanien, der Rest in Portugal.
Die Gentechnik-Kartoffel "Amflora" durfte von 2010 bis 2013 angebaut werden - im Dezember 2013 wurde die Zulassung vom Gericht der EU kassiert. Einen Anbau gab es seit 2011 ohnehin nicht mehr.
In Deutschland durfte 2005 bis 2008 der Gentechnik-Mais MON810 angebaut werden. 2008 wurden 3.171 Hektar mit Gentechnik-Mais bestellt. Das entsprach 0,15 % der gesamten deutschen Maisanbaufläche von 2.087.100 ha. Die Anbauflächen lagen zu 99% in den Bundesländern Brandenburg (1245 ha), Sachsen (953 ha), Mecklenburg-Vorpommern (746 ha) und Sachsen-Anhalt (196 ha). Seit April 2009 ist der Anbau des MON810 verboten.
Ab März 2010 war der Anbau der gentechnisch veränderten Kartoffel Amflora erlaubt. 2010 wurde die Kartoffel auf 15 ha in Mecklenburg-Vorpommern, 2011 nur noch auf 2 ha in Sachsen-Anhalt gepflanzt. Im Jahr 2012 fand kein kommerzieller Anbau mehr statt. Im Dezember 2013 wurde die Amflora-Genehmigung vom Gericht der EU für nichtig erklärt.
DMK: Gesamter Maisanbau in Deutschland im Jahr 2008
Standortregister: Zahlen zum Anbau von GV-Pflanzen in Deutschland
Im Jahr 2011 wurde in Deutschland auf einer Fläche von 7,3 Hektar Versuchsanbau betrieben (2009: 30,4 ha; 2010: 13 ha) stark zurückgegangen. Freigesetzt wurden 2011 gentechnisch veränderte Kartoffeln, Mais, Zuckerrüben und Sommerweizen. Sachsen-Anhalt lag mit 8 Versuchen auf einer Fläche von 6,2 ha vor Mecklenburg-Vorpommern (0,5 ha), Niedersachsen (0,6 ha) und Rheinland-Pfalz (200 qm). Im Jahr 2012 wurden nur in Sachsen-Anhalt Gentechnik-Pflanzen freigesetzt (Kartoffeln und Zuckerrüben). 2013 blieben die deutschen Äcker völlig gentechnikfrei.
Risikoregister Gentechnik-Landwirtschaft: Freisetzungen von GVO 2009
In vielen Ländern der Welt werden keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut. In Entwicklungsländern gibt es oft noch keine rechtliche Grundlage. Der Druck der Saatgut- und Agrochemieindustrie auf Regierungen ist aber groß, Gentechnik zuzulassen und internationale Saatgut-Abkommen, die traditionelle Saatgut-Produktion erschweren, zu unterzeichnen.
In der Schweiz gilt seit 2005 ein Moratorium auf den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, welches 2017 um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Wissenschaftliche Freisetzungen von Gentechnik-Pflanzen sind in der Schweiz aber erlaubt.
In Russland wurde Anfang 2015 ein Gesetzentwurf vorgelegt, um den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu untersagen (Mitteilung der Regierung [russisch]. Im Juni 2016 wurde ein Gentechnik-Anbauverbotsgesetz verabschiedet.
Der australische Inselstaat Tasmanien verlängerte Anfang 2014 ein seit 2001 gültiges Moratorium auf Gentechnik-Pflanzen und -Tiere um unbestimmte Zeit.
In Europa existieren in einigen EU-Mitgliedstaaten Anbauverbote für den Gentechnik-Mais MON810. Freisetzungen zu Forschungszwecken sind jedoch möglich.
Darüber hinaus gibt es immer mehr Regionen und nationale Bundesstaaten, die sich gegen den Anbau von Gentechnik in ihren Territorien aussprechen. Zwar sind diese Vereinbarungen nicht rechtlich verankert und geben keine rechtssichere Garantie für gentechnikfreie Felder, doch zeigt es den Landwirten der Region, wie sich ihre Nachbarn zum Thema Gentechnik positionieren.
Dem Europäischen Netzwerk Gentechnikfreier Regionen sind über 60 regionale Regierungen aus mehreren EU-Mitgliedstaaten beigetreten. In der "Charta von Florenz" erklären sie, sich für das Recht einzelner europäischer Regionen auf eine gentechnikfreie Landwirtschaft einzusetzen, den Schutz von traditionellem und ökologischem Saatgut vor gentechnischer Kontamination zu gewähren und die Etablierung des Verursacherprinzips („the polluter pays principle“) voranzutreiben.
Mit dem Beitritt des Dachverbandes der griechischen Präfekturen hat sich Griechenland als erstes EU-Land vollständig zur Gentechnikfreiheit bekannt. Frankreich, Italien und Österreich haben sich mit einem Großteil ihrer nationalen Regionen gentechnikfrei erklärt. Aber auch Spanien hat Regionen, die sich klar gegen Agro-Gentechnik aussprechen, obwohl das Land das einzige in der EU ist, in dem transgener Mais in größerem Umfang angebaut wird. Dazu gehören das Baskenland, Asturien, Mallorca und die Kanarischen Inseln.
In Deutschland sind bisher Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Bayern und Hamburg beigetreten. Auch in Schottland, Wales und Kroatien hat das Netzwerk Mitglieder.
Am stärksten ist diese Bewegung in Europa. Gentechnikfreie Regionen sind aber auch aus den USA, Australien, Neuseeland, Japan, Indien und Mexiko bekannt. So haben Wähler des County Jackson im US-Bundesstaat Oregon mit Zweidrittelmehrheit für ein Anbauverbot von gentechnisch veränderten Pflanzen gestimmt.
Das Netzwerk Gentechnikfreie Regionen in Deutschland fußt auf einer gemeinsamen Initiative vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Dabei verpflichten sich Regionen, Höfe, Kommunen und Kirchen ihr eigenes Acker-Land gentechnikfrei zu bewirtschaften. Städte und Kommunen setzen sich dafür ein, dass in ihren Kantinen der Ämter und Schulen auf gentechnisch veränderte Lebensmittel bzw. tierische Produkte aus Gentechnik-Fütterung verzichtet wird. Die Erklärungen sind verbindlich, jedoch nicht rechtlich verankert. Das Gesetz zur Stärkung der gentechnikfreien Regionen könnte laut eines Rechtsgutachtens jedoch geändert werden.
Seit Gründung des Netzwerkes im Jahr 2009 haben sich mehr als 200 Regionen und Initiativen zur Gentechnikfreiheit verpflichtet. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche innerhalb der Regionen und Kommunen hat sich auf mehr als eine Million Hektar ausgeweitet. Mehr als 30.000 Landwirte machen mit. Die meisten Gentechnikfreien Regionen gibt es in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Brandenburg.
Darüber hinaus gibt es Vorstöße einzelner Bundesländer, keine Mittel für die Forschung zur Agro-Gentechnik bereitzustellen, sich für das Verbot von Patenten auf Pflanzen und Tiere sowie für eine strengere und umfassendere Kennzeichnungspflicht und Kontrolle von gentechnisch erzeugten Lebensmitteln einzusetzen.
Gentechnikfreie Regionen/ Initiativen | Anzahl Landwirte | Landwirtschaftliche Nutzfläche in ha | Gf Kommunen/ Landreise | ||
---|---|---|---|---|---|
Gesamt | 215 | 31.960 | 1,18 Mio. | 347 | |
Baden-Württemberg | 34 | 5.330 | 158.514 | 65 | |
Bayern | 59 | 20.214 | 576.213 | 159 | |
Berlin-Brandenburg | 8 | 349 | 93.326 | 12 | |
Bremen | 1 | 106 | 5.611 | 1 | |
Hessen | 50 | 4.030 | 117.362 | 34 | |
Mecklenburg-Vorpommern | 11 | 162 | 69.394 | 15 | |
Niedersachsen | 4 | 35 | 2.119 | 19 | |
Nordrhein-Westfalen | 23 | 1.056 | 31.170 | 28 | |
Rheinland-Pfalz | 9 | 278 | 14.225 | 3 | |
Sachsen | 6 | 117 | 24.288 | 3 | |
Sachsen-Anhalt | 5 | 112 | 28.122 | 1 | |
Schleswig-Holstein | 4 | 131 | 11.889 | 2 | |
Thüringen | 1 | 40 | 2.400 | 5 |
Letzte Aktualisierung der Grafiken: 2019
Anbau: Kommerziell angebaute Pflanzen für Lebens- und Futtermittel / Pflanzensprit
Freisetzung: Versuche zu Forschungszwecken im Freiland
Zahlen zum Anbau von Gentechnik weltweit stammen überwiegend vom International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA), einer Organisation mit dem Ziel der Verbreitung von pflanzlicher Biotechnologie (finanziert u.a. von Bayer Crop Science und Monsanto). Die Zahlen sind daher stets mit Vorsicht zu genießen.
Eine detaillierte Analyse zur teils verzerrenden ISAAA-Darstellung ist im Kritischen Agrarbericht 2016 erschienen.
Daten für Europa liefern Behörden und NGOs wie Friends of the Earth Europe.
Im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wird der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland registriert.
Mehr Informationen zum Standortregister und zu speziellen Abstandsregelungen in einzelnen Bundesländern (z.B. zwischen Gentechnik-Maisfeld und Naturschutzgebiet): www.standortregister.de (inoffiziell)
Datenbank des Joint Research Center der EU-Kommission zu wissenschaftlichen Freisetzungen von Gentechnikpflanzen.
Das Landwirtschaftsministerium der USA stellt Zahlen zum Anbau von Gentechnik-Mais, -Baumwolle und -Sojabohnen in den USA zur Verfügung. (arable land = Ackerland)
Übersicht über Regionen, Landkreise und Kommunen, in denen Landwirte sich freiwillig zum Verzicht auf Gentechnik-Anbau verpflichten oder dies aufgrund veränderter Pachtverträge tun müssen. Laut den Organisatoren handelt es sich um "die größte landwirtschaftliche Basisbewegung der letzten Jahre".
Das deutsche Maiskomitee bietet Informationen rund um die Kulturpflanze Mais. Es veröffentlicht unter anderem Statistiken zum Anbau von Mais welt-, europa- und deutschlandweit. Daten speziell zum Gentechnik-Maisanbau sind nicht vorhanden.
Friends of the Earth Bericht von 2014
Brasilien öffnet seinen Markt für argentinischen Gentech-Weizen (22.11.2021)
Peru: Gentechnik-Moratorium bis 2035 verlängert (21.02.2021)
Der weltweite Anbau von Gentech-Pflanzen wächst kaum noch (03.09.2019)
Spuren von Gentech-Raps auf deutschen Versuchsfeldern (05.04.2019)
Bericht: Weltweiter Gentech-Anbau erreicht Höchststand (11.05.17)
Gentechnik-Flächen schrumpfen leicht (14.04.16)
USA: Etwas weniger Gentechnik-Anbau (06.07.15)
Statistik 2014: Langsameres Wachstum bei Gentech-Flächen setzt sich fort (28.01.2015)
Statistik 2013: Gentechnik-Anbau wächst langsamer (13.02.2014)
2012: Gentechnik in EU "irrelevant" (20.02.13)
2011 kaum Gentechnik-Anbau in Europa (07.02.12)
Sinkender Gentechnik-Anbau in Europa (24.02.11)
Die von einer Privatperson betriebene Seite veröffentlicht Statistiken, thematische Karten und Entwicklungsanalysen zum Anbau von MON810-Mais, Freisetzungen sowie Kontaminationen durch gentechnisch verunreinigtes Saatgut in Deutschland.
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