Augen- oder Kuhbohnen sind in Afrika seit Jahrtausenden ein wichtiges Nahrungsmittel. Auch heute liefern sie Eiweiß und Vitamine für Millionen von Menschen, bevor andere Getreidearten reifen. Doch im Westen des Kontinents wird mit Gentechnik-Varianten experimentiert – gleichzeitig fordern Konzerne Zugang zu den Saatgut-Märkten. Alles zum Nachteil von Kleinbauern, warnt das Afrikanische Zentrum für Biodiversität (ACB).
Die NGO mit Sitz im südafrikanischen Johannesburg verweist auf Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Augenbohnen in Nigeria, Burkina Faso und Ghana. 2016 könnten die ersten Zulassungsanträge gestellt werden, 2017 die ersten kommerziellen Sorten zur Verfügung stehen. Doch die insektengift-produzierenden Gentechnik-Pflanzen seien mit Risiken verbunden, warnt das ACB.
Erstens bestehe eine „hohe Wahrscheinlichkeit“, dass das eingebaute Bakteriengen (Bt) auf andere Augenbohnen übertragen werde, die traditionell angebaut werden oder wild wachsen. Die ökologischen Auswirkungen seien nicht vorhersehbar. Zweitens werde das Recht der Bauern, nach der Ernte die besten Bohnen für die Aussaat im nächsten Jahr aufzuheben, eingeschränkt. Sie müssten das Saatgut dann jedes Jahr neu kaufen – obwohl es nur deshalb möglich gewesen sei, die Gentechnik-Augenbohnen zu schaffen, weil die afrikanischen Landwirte seit Jahrhunderten züchterische Vorarbeit geleistet hätten.
Die African Agricultural Technology Foundation (AATF), die die Gentechnik-Augenbohnen mit Unterstützung von US-amerikanischen und britischen Entwicklungshilfeagenturen sowie der Rockefeller-Stiftung derzeit im Freien testet, gibt zwar an, dass die eingebauten Gene von Monsanto „gespendet“ worden seien – der Patentschutz war abgelaufen - und somit keine Lizenzgebühren anfielen.
Doch das ACB sieht darin einen Vorstoß, einen kommerziellen Markt für Augenbohnen-Saatgut zu schaffen – bislang kämen nahezu 90 Prozent aus dem informellen Austausch. Die traditionelle Landwirtschaft gerate damit weiter unter Druck. Gleichzeitig drängten Konzerne, Entwicklungsprogramme der USA und der G8 afrikanische Staaten dazu, das internationale Saatgut-Abkommen UPOV zu unterzeichnen. Damit werden die Rechte von Züchtern und Saatgut-Unternehmen gestärkt – zulasten von Kleinbauern, die sich bislang oft selbst mit Saatgut versorgen.
Es sei an der Zeit, dass Afrikas Landwirte die Initiative übernehmen, so das ACB. Sie müssten auf agro-ökologische Methoden setzen, die nicht nur für höhere und sichere Ernten sorgen, sondern auch einen Weg aus der Armut ebnen könnten. [dh]