Glyphosat wird versprüht (Foto: Chafer Machinery / flickr, Lizenz: creativecommons.org/licenses/by/2.0)

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Argentinien: Dürretolerante Gentech-Pflanzen bringen weniger Ertrag

China hat eine gentechnisch veränderte Sojalinie des argentinischen Unternehmens Bioceres Crop Solutions für den Import zugelassen, teilte der Hersteller vergangene Woche mit. Damit darf er die nach eigenen Angaben „dürretolerante“ Bohne jetzt uneingeschränkt vermarkten. Ein ebenfalls mit einem Gen der Sonnenblume entwickelter Weizen brachte bei Feldversuchen ein Drittel weniger Ertrag als der Durchschnitt, erhob das argentinische Agrarministerium.

Argentinien hatte die HB4-Soja von Bioceres bereits 2015 für den Anbau sowie als Lebens- und Futtermittel zugelassen. Die patentierte HB4-Technologie soll dafür sorgen, dass die Pflanzen auch bei Trockenheit und auf salzhaltigen Böden gut wachsen. In großen Mengen produziert werden durften die Bohnen aber erst, wenn China als Hauptabnehmer argentinischer Soja den Import erlaubt, so Bioceres auf seiner Webseite. Das jahrelange Warten auf eine solche Einfuhrgenehmigung hat die Geduld des Unternehmens offenbar ziemlich strapaziert. Noch im Februar hatte es die argentinische Regierung gedrängt, die Vermarktung der Bohnen ohne chinesische Importgenehmigung zu erlauben, berichtete die Agentur Bloomberg.

Firmenchef Federico Trucco hatte darauf hingewiesen, dass die Technologie in den meisten relevanten Produktionsregionen - den USA, Brasilien, Paraguay und Kanada – genehmigt sei, ohne Rücksicht auf den chinesischen Regulierungsprozess. Auf diese Länder entfallen nach Angaben von Bioceres 85 Prozent des weltweiten Sojabohnenhandels. Die Europäische Union hat nach Recherchen des Portals transgen.de bereits 17 von 20 gentechnisch veränderten Sojalinien aus Südamerika eine Einfuhrgenehmigung erteilt. Für zwei weitere wurde diese beantragt; eine davon ist die HB4-Soja von Bioceres.

Elf Wochen nach dem Vorstoß via Bloomberg konnte das Unternehmen nun verkünden, dass das chinesische Landwirtschaftsministerium es erlaubt, die HB4-Soja einzuführen und in China als Rohstoff zu verwenden. Da Chinesen weltweit am meisten Sojabohnen konsumieren, reagierten die Anleger hocherfreut: Die US-Aktie von Bioceres stieg an der New Yorker Börse um 18 Prozent auf 14,10 US-Dollar, der größte Anstieg innerhalb eines Tages seit April 2021, stellte die Buenos Aires Times fest. Dabei spielt möglicherweise eine Rolle, dass die Entwickler das Sonnenblumengen nicht nur in Soja, sondern auch in Luzerne, Mais, Zuckerrohr und Weizen eingebaut haben. Außerdem wurde das Dürretoleranz-Gen mit herbizidtoleranten Events kombiniert.

Was die Anleger womöglich noch nicht mitbekommen haben, weil nur ein argentinischer offener Kanal berichtete, ist die schlechte Ertragsentwicklung beim HB4-Weizen. Während Bioceres auf seiner Webseite mit bis zu 20 Prozent höheren Erträgen im Vergleich zu unveränderten Pflanzen wirbt, kommen die Erhebungen des argentinischen Agrarministeriums und seiner begleitenden Forschungseinrichtungen zum gegenteiligen Ergebnis. Wie eine Präsentation von Mitte Februar zeigte, wurden in der Saison 2021/22 in zwölf Regionen Argentiniens insgesamt knapp 53.000 Hektar HB4-Weizen angebaut. Geerntet hat man gut 124.000 Tonnen. Das ergibt eine durchschnittliche Menge von gut 23 Doppelzentnern pro Hektar. Damit wurde rund ein Drittel weniger geerntet als der vom Buenos Aires Grain Exchange geschätzte nationale Durchschnittsertrag an traditionellem Weizen, der bei 34,4 Doppelzentnern pro Hektar liege, errechnete der offene Kanal.

Bauernverbände erneuerten dort die Warnung, dass es bei derart großen Erntemengen für Behörden unmöglich sein werde, die Produktion so zu kontrollieren, dass keine konventionellen Weizenlieferungen verunreinigt und damit womöglich unverkäuflich werden. Und eine Wissenschaftlergruppe hob hervor, dass das eingefügte Dürretoleranzgen nur eine Fassade sei. Dahinter verstecke sich die übliche Herbizidresistenz, in diesem Fall gegen das gesundheitsschädliche Ammonium-Glufosinat. Sie warnten davor, dass sich dessen Rückstände dann im täglichen Brot wiederfinden können. Auch das schürt die Angst von Bauern und getreideverarbeitender Industrie, dass angesichts des unerwünschten Gentechnik-Weizens der ganze argentinische Weizenmarkt zusammenbrechen könnte. [vef]

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