Unbeschriftete Jutesäcke mit Gentechniksaatgut stapeln sich in einer Lagerhalle. Foto: Aduana Nacional
Unbeschriftete Jutesäcke mit Gentechniksaatgut stapeln sich in einer Lagerhalle. Foto: Aduana Nacional

Bolivien greift gegen Schmuggel von Gentech-Saatgut durch

29.08.2022

Mehr als 620 Tonnen transgene Sojabohnen und Mais im Wert von fast 900.000 US-Dollar hat die bolivianische Zollbehörde nach eigenen Angaben vor zwei Wochen bei einer Razzia im Departement Santa Cruz beschlagnahmt. Die Ware wurde in einem Lagerhaus in Stapeln unbeschrifteter Jutesäcke sowie in Silos aufbewahrt. „Transgene Lebensmittel sind auf nationalem Gebiet nicht erlaubt, da sie die Gesundheit der Bevölkerung schädigen", sagte ein Zollfahnder.

Ein anonymer Hinweis setzte die nationale Zollbehörde Boliviens sowie das Nationale Institut für land- und forstwirtschaftliche Innovation (INIAF) in Aktion. Nachdem sie die gentechnisch veränderten Sojabohnen und Maiskörner aufgespürt und im Labor nachgewiesen hatten, rückten sie mit rund 200 Einsatzkräften in dem Lagerhaus im Osten Boliviens an. Innerhalb von 24 Stunden schafften die Mitarbeitenden von Zoll, INIAF, Staatsanwaltschaft und Armee die Säcke, die sich bis unters Hallendach getürmt hatten, zur Zollbehörde, informierte deren Regionaldirektor bei einer Pressekonferenz. Darüber hinaus sei in Silos weitere illegale Ware entdeckt worden. Gegen den Inhaber des Lagers seien Strafverfahren wegen Schmuggels und schweren Exportschmuggels eingeleitet worden. [+] mehr...

Gericht Justiz
Foto: Morgan4uall / pixabay, CC0 Public Domain

Italien: Rebell gegen GVO-Verbot nervt Gerichte

22.08.2022

Seit 2010 tat er es immer wieder: Giorgio Fidenato baute auf seinen Feldern in Norditalien Gentechnik-Mais an. Weil das verboten war (und ist), musste er Strafe zahlen und den Mais vernichten. Dagegen zog der heute 61jährige durch alle Gerichtsinstanzen. Jüngste Schlappe: Das zuständige Verwaltungsgericht entschied, dass das Anbauverbot für MON 810 in Italien rechtmäßig ist.

Giorgio Fidenato sieht seine Aktionen als „zivilen Ungehorsam“. Dass Italien den Anbau des Gentechnik-Maises im Wege der europäischen Opt-Out-Regelung auf seinem Territorium verbot, obwohl ihn die Gremien der Europäischen Union prinzipiell erlauben, bremse den Fortschritt und die Freiheit in der Landwirtschaft, monierte Fidenato. Um dagegen vor Gericht ziehen zu können, baute er dem Verbot zum Trotz auf seinen Feldern in der Provinz Udine mehrfach den insektengiftigen Mais der Bayer-Tochter Monsanto an und klagte dann gegen die behördlichen Vernichtungsbescheide. [+] mehr...

Reis CRISPR
Ein mittels Crispr/Cas genmanipulierter Reis der Pennsylvania State University (Foto: Penn State, creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0)-+-

"Super-Erträge" mit Gentech-Reis: So entstehen Gentechnik-Märchen

16.08.2022

Chinesische Wissenschaftler berichteten in einer Studie, wie sie durch Verdoppeln eines Gens bei Reis 40 Prozent höhere Erträge erzielten. Das Fachblatt Science veröffentlichte die Arbeit zusammen mit lobenden Kommentaren anderer Pflanzengenetiker*innen. Der Tenor: ein wichtiger Durchbruch, um mit Gentechnik die Welternährung zu sichern. Eine Woche später kritisierte eine angehende Pflanzenzüchterin auf Twitter die Darstellung als irreführend. Zahlreiche Züchtungsexperten stimmten zu. Die gentechnikkritische Plattform GMWatch verglich den Vorgang mit dem Märchen von des Kaisers neuen Kleidern.

Die Forschenden der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften hatten in einer speziell für die Forschung gezüchteten Reissorte die Kopie eines Gens eingebaut, das mehrere Stoffwechselfunktionen regelt. Durch die Doppelung habe die Pflanze mehr Stickstoffdünger aufgenommen, die Photosynthese gesteigert und früher geblüht, heißt es in der Studie. Die Wissenschaftler*innen hatten ihren Reis von 2018 bis 2021 in Feldversuchen in verschiedenen Regionen Chinas angebaut und berichteten von Ertragssteigerungen von 41,3 bis 68,3 Prozent gegenüber unveränderten Reispflanzen. Das zusätzliche Gen bauten die Forschenden auch in eine kommerzielle Hochertragssorte ein sowie in Weizen. Die Hochertragssorte habe bis zu 40 Prozent höhere Erträge geliefert als zuvor und beim Weizen sei die Ernte um rund 20 Prozent besser ausgefallen, berichtete Science. „Das ist eine große Zahl. Erstaunlich“, zitierte das Magazin die Reis-Gentechnikerin Pam Ronald von der Universität von Kalifornien. Matthew Paul von Rothamsted Research, ein britisches Gentechnik-Institut, nannte die Ertragssteigerung durch die Manipulation eines einzigen Gens „wirklich beeindruckend“. Ähnlich enthusiastisch waren die Beiträge in britischen und US-amerikanischen Zeitungen, die GMWatch dokumentierte. In Deutschland brachte bisher nur die Plattform Heise.de einen übersetzten US-Beitrag zu der Studie. [+] mehr...

Ackerhellerkraut (Foto: Matt Lavin, flickr.com/photos/35478170@N08/50117405266, creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)
Ackerhellerkraut (Foto: Matt Lavin, flickr.com/photos/35478170@N08/50117405266, creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)

Bayer will gentechnisch verändertes Unkraut auf den Markt bringen

08.08.2022

Die Bayer AG hat die Mehrheit an dem US-Unternehmen CoverCress Inc. erworben. CoverCress ist der Markenname für ein gentechnisch verändertes Ackerhellerkraut. US-Farmer sollen die als Unkraut geltende Pflanze künftig als Zwischenfrucht anbauen und daraus Öl und Eiweißfuttermittel gewinnen. Freigegeben ist der Anbau in den USA schon – ohne Sicherheitsüberpüfung.

Entwickelt haben die neue, mit dem Raps verwandte Ölpflanze Wissenschaftler*innen der Illinois State University in einem eigens gegründeten Unternehmen. Sie veränderten durch neue gentechnische Verfahren den Ölgehalt der Samen, steigerten die Erträge und beschleunigten die Reifung der Samen. Die Zusammensetzung der Fettsäuren wurde an die von Raps angeglichen. Denn CoverCress soll als Winterölsaat angebaut und das daraus gepresste Öl zu Biodiesel verarbeitet werden. Ausgesät gleich nach der Maisernte im September, würde das Ackerhellerkraut den Acker über den Winter begrünen und früh im Frühjahr blühen. Dadurch könnten schon im Mai die kleinen hellerfömigen Samen mit einem Ölgehalt von rund 30 Prozent geerntet werden. Direkt danach würden dann Sojabohnen ausgesät. [+] mehr...

Glyphosat überwindet die Blut-Hirn-Schranke. Foto: Arizona State University
Glyphosat überwindet die Blut-Hirn-Schranke. Foto: Arizona State University

US-Studie: Glyphosatschäden im Gehirn könnten Alzheimer begünstigen

01.08.2022

Wissenschaftler*innen der Universität von Arizona haben erstmals im Tierversuch gezeigt, dass Glyphosat die Blut-Hirnschranke überwinden kann. Der Herbizidwirkstoff greife dort dosisabhängig in den Stoffwechsel von Botenstoffen auf eine Art und Weise ein, die Krankheiten wie Alzheimer herufen könnte, schrieben die Forschenden.

Sie hatten Mäusen über zwei Wochen Konzentrationen von 150 bis 500 Milligramm Glyphosat je Kilogramm Körpergewicht ins Futter gegeben. Die nachfolgende Analyse der Gehirne zeigte, dass das Glyphosat die Blut-Hirnschranke überwunden hatte. Das ist eine Zellschicht, die verhindern soll, dass gelöste Substanzen aus dem Blutkreislauf ohne weiteres in die Flüssigkeit des zentralen Nervensystems gelangen. Doch ließ sich das Glyphosat nicht nur in der Flüssigkeit nachweisen, die die Nervenzellen umspült – es zeigte dort auch Wirkung. Die Wissenschaftler wiesen, abhängig von der jeweiligen Dosis, erhöhte Werte an TNFα nach. Das Kürzel steht für Tumornekrosefaktor Alpha, ein wichtiger Botenstoff des Immunsystems. Erhöhte Gehalte an TNFα gehen mit Entzündungssymptomen einher. Im Gehirn stehen erhöhte TNFα-Werte im Zusammenhang mit Nervenerkrankungen wie Alzheimer. [+] mehr...

Wir nehmen Datenschutz ernst!
Unsere Seiten nutzen in der Grundeinstellung nur technisch-notwendige Cookies. Inhalte Dritter (YouTube und Google Maps) binden wir erst nach Zustimmung ein.
Cookie-Einstellungen | Impressum & Datenschutz

OK