Die Deutschen wollen keine Gentechnik im Osternest. Grafik: VLOG
Die Deutschen wollen keine Gentechnik im Osternest. Grafik: VLOG

Umfrage: keine versteckte Gentechnik im Osterei

14.04.2022

++UPDATE++ 85 Prozent der Menschen in Deutschland fordern, dass Eier von Hühnern, die von gentechnisch veränderten Zuchthennen abstammen, als Gentechnik gekennzeichnet werden. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Vereins Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). 70 Prozent der 2500 Befragten gaben an, dass sie solche Gentechnik-Eier nicht kaufen würden. Die EU-Kommission wiederholte ihren Standpunkt, dass weder die Töchter der Gentechnik-Zuchthennen noch die von diesen gelegten Eier gentechnisch veränderte Organismen (GVO) seien.

Der Hintergrund der Umfrage: Das Unternehmen NRS Poultry will Gentechnik-Zuchthennen auf den Markt bringen, die mit Crispr/Cas gentechnisch so verändert wurden, dass keine männlichen Nachkommen schlüpfen. Sie sollen durch ein vererbtes tödliches Gen schon im Ei absterben. Die weiblichen Nachkommen dagegen entwickeln sich angeblich normal und sollen als Legehennen eingesetzt werden. Die Generaldirektion Gesundheit der EU-Kommission hatte im Juli 2021 in einem Schreiben an das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erklärt, dass für diese Eier und Legehennen weder Zulassungsverfahren noch Gentechnik-Kennzeichnung nötig wären. Eine Rechtsauslegung, die auf deutliche Kritik stieß, als sie Anfang März dieses Jahres öffentlich bekannt wurde. In einem Schreiben an die European Non-GMO Industry Association (ENGA) bestätigte die Generaldirektion Gesundheit im Februar ihre Position. ENGA-Generalsekretärin Heike Moldenhauer hält diese für sehr bedenklich: „Die EU-Kommission scheint sich ganz auf die Einstufung des Herstellers zu verlassen, der ein 100 prozentiges Funktionieren seines Produktes behauptet. Damit negiert sie geltendes Recht, nach dem eine dritte Instanz die Angaben des Herstellers zu überprüfen hat.“ [+] mehr...

Agrarstaatssekretärin Silvia Bender  Foto: BMEL
Agrarstaatssekretärin Silvia Bender Foto: BMEL

Agrarstaatssekretärin: Regeln für neue Gentechnik nicht aufweichen

08.04.2022

Pflanzen, die mit neuen Gentechnikverfahren (NGT) wie Crispr/Cas verändert wurden, müssen auf ihre Risiken geprüft, behördlich zugelassen und gekennzeichnet werden. Das seien wichtige Elemente des geltenden regulatorischen Rahmens, in dem sich ihr Ministerium in der neuen Legislaturperiode bewegen werde, sagte Agrarstaatssekretärin Silvia Bender heute bei einer Diskussion des Grain-Club. Dabei wolle man die ökologischen und gesellschaftlichen Folgen dieser Techniken stärker betrachten als bisher.

Die Grünenpolitikerin verwies darauf, dass alle Studien der jüngsten Zeit eine stabil hohe Skepsis der Bevölkerung gegenüber gentechnischen Verfahren zeigen und die Menschen sich daher beim Thema Gentechnik in Lebensmitteln Transparenz und Wahlfreiheit wünschen. „Eine Deregulierung auf europäischer Ebene würde diesen Wünschen der Verbraucherinnen und Verbraucher entgegenlaufen und ich bin der Meinung, dass wir das nicht tun sollten“, sagte Bender im Blick auf die aktuelle Diskussion in der Europäischen Union (EU), NGT-Pflanzen aus dem Gentechnikrecht auszunehmen. Ihr Minister und Parteikollege Cem Özdemir hatte vergangene Woche in einer Fragestunde des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten gesagt, er müsse sich ins Thema neue Gentechnik erst noch einlesen. [+] mehr...

Indien
Kleinbäuerin in Indien (Foto: V.Reddy/CCAFS/flickr.com)

Indien nimmt Crispr-Pflanzen aus Gentechnikrecht

06.04.2022

Genomeditierte Pflanzen, bei denen kein artfremdes Erbgut eingebaut wurde, brauchen in Indien künftig keine Zulassung nach dem Gentechnikrecht mehr. Dies ordnete das indische Umweltministerium an. Umweltorganisationen kritisierten diesen Schritt, während Gentechniker und deren Lobbyverbände ihn begrüßten.

Das Ministerium verkündete seine Entscheidung Ende März in einem als „Office Memorandum“ titulierten Schreiben. Es berief sich dabei auf einen Passus im indischen Gentechnikgesetz von 1989, der ihm die Vollmacht dazu erteile. Weiter schrieb das Ministerium, dass die Abteilung Biotechnologie im Forschungsministerium und die Abteilung Agrarforschung im Landwirtschaftsministerium diesen Schritt empfohlen hätten. [+] mehr...

Kein Patent auf Leben
Foto: Kein Patent auf Leben

Streit um Crispr-Patente: Wer bekommt die Milliarden?

02.04.2022

Vor zehn Jahren stellten Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna Crispr/Cas9 als neues gentechnisches Werkzeug vor. Sie bekamen dafür den Nobelpreis. Doch im Streit um die Patente für das Verfahren mussten die beiden Wissenschaftlerinnen und die mit ihnen verbundenen Universitäten von Kalifornien und Wien in den USA eine herbe Niederlage hinnehmen. Beendet ist der Patentstreit damit noch lange nicht.

Das US-Patentamt wies Ende Februar 2022 Patentansprüche zurück, die Charpentier und die beiden Universitäten (in den Unterlagen als CVC abgekürzt) gestellt hatten. Stattdessen sprach das Patentamt diese Rechte dem Molekularbiologen Feng Zhang und dem Broad Institut in Cambridge, Massachusetts zu. [+] mehr...

Schweine fressen viel Soja Foto: United Soybean Board, https://bit.ly/3uIjaPq, creativecommons.org/licenses/by/2.0
Schweine fressen viel Soja Foto: United Soybean Board, https://bit.ly/3uIjaPq, creativecommons.org/licenses/by/2.0

Ukrainekrieg: Ausnahmeregeln für Bio-Eiweißfutter?

30.03.2022

Weil die Ukraine ein wichtiges Exportland für gentechnikfreie Soja- und Rapsfrüchte ist, sorgen sich angesichts des dortigen Krieges Bauern und Verbände um den Nachschub. Wichtig sind diese Ackerfrüchte vor allem als Eiweißfutter für gentechnikfreie konventionelle oder biologische Schweine und Hühner. Politiker und Verbände fordern, die Fütterregeln für diese Tiere vorübergehend zu lockern und die Tierbestände generell zu reduzieren.

So hat sich Agrarstaatssekretärin Silvia Bender vergangene Woche beim Agrarrat in Brüssel dafür ausgesprochen, „EU-weit als zeitlich begrenzte Maßnahme konventionelle Futtermittel in Bio-Eiweißfuttermitteln zu nutzen“, teilte ihr Ministerium mit. Diskutiert werde vor allem, Biolandwirten fünf Prozent konventionelles gentechnikfreies Eiweißfutter für Schweine und Geflügel aller Altersgruppen bis maximal 31.12.2022 zu erlauben, schrieb eine Sprecherin des Agrarministeriums auf Anfrage des Infodiensts. Ziel sei es, eine rechtliche Lösung zu finden, um eine Versorgung der Bio-Tiere mit Eiweißfuttermitteln sicher zu stellen. Regeln müsse das die Europäische Kommission und umsetzen die Bundesländer; mit beiden sei man dazu im Austausch. Eine Beschlussvorlage zum Thema sei unter den Bundesländern bereits im Umlauf, hieß es aus Sachsen-Anhalt. Österreich hat die fünf-Prozent-Ausnahme für erwachsene Tiere nach Expertenangaben schon verlängert. [+] mehr...

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