Dossier

Lebensmittel

Mit Gentechnik kommen Verbraucher in Europa beim Essen meist nur indirekt in Berührung: über tierische Erzeugnisse wie Eier, Fleisch und Milchprodukte. Denn viele Tiere, die in konventionellen Großställen gehalten werden, fressen gentechnisch veränderte Pflanzen. Dabei handelt es sich überwiegend um Soja und Mais von den riesigen Gentech-Plantagen Nord- und Südamerikas.

Weil tierische Erzeugnisse zurzeit nicht gekennzeichnet werden müssen, können Verbraucher beim Einkauf nicht erkennen, welches Futter eingesetzt wurde. Anders ist es bei direkt aus Pflanzen hergestellten Lebensmitteln: hier muss drauf stehen, ob Gentechnik drin ist. Auf dem Etikett heißt es dann beispielsweise: "enthält aus genetisch veränderten Sojabohnen hergestelltes pflanzliches Fett". Oder "aus genetisch verändertem Mais hergestellt".

Weil die meisten Kunden in Deutschland und Europa solche Produkte ablehnen, bieten Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte sie kaum an. Der Schokoriegel Butterfinger von Nestlé, der Gentechnik-Mais enthielt, schaffte es Ende der 1990er Jahre noch nicht einmal zum Ladenhüter - die Händler wollten ihn nicht ins Sortiment aufnehmen.

Gentechnik in Lebensmitteln?

So wird gekennzeichnet! Broschüre des Landwirtschaftsministeriums

Gen-Food in Deutschland: Ratgeber für Verbraucher

Ungewollt, aber da: Gentech-Kontamination weltweit (seit 1997)


Milch, Käse, Eier, Fleisch aus gentechnik-freier Fütterung:


Flächenfraß in Übersee

Laut Statistischem Bundesamt belegt Deutschland enorme Flächen im Ausland für die Erzeugung von Soja und Mais. Für die einheimische Bevölkerung in den jeweiligen Ländern, oft Kleinbauern, fehlen dann Äcker, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden können.

Zwischen 2000 und 2010 ist die Fläche, die Deutschland im Ausland für den Import von Getreide und Soja belegt um 43 Prozent gestiegen, berechnete das Amt. "Ge­wonnen werden die zusätzlichen An­bau­flächen oft durch Um­wandlung von Savannen in Acker­land; alte Weide­gebiete werden in ent­holzte Bereiche der Regen­wälder ver­lagert."

zum Fachbericht

Schädigt Gentechnik-Essen die Gesundheit?

Eine der Fragen, die sich viele Menschen stellen, wenn sie sich mit gentechnisch veränderten Pflanzen beschäftigen, lautet wohl: sind sie schädlich für die Gesundheit? Die Antwort muss lauten: wir wissen es nicht. Es gibt nur wenige unabhängige Untersuchungen zu den Auswirkungen der Gentech-Pflanzen bzw. der Pestizide, die an ihnen haften können, auf den Organismus von Tieren und Menschen.

Lieferten Studien doch Hinweise auf Gesundheitsrisiken, wurden sie von der Industrie, aber auch von Behörden, als "nicht wissenschaftlich" disqualifiziert. Doch die Untersuchungen inudstrie-naher Forscher, die die Sicherheit der gentechnisch veränderten Organismen (GVO) belegen sollen, sind ebenfalls umstritten. Das Bundesamt für Naturschutz schrieb 2014 in einem internen Papier: „Derzeit kann Sicherheitsforschung – selbst bei zugelassenen GVO – nur mit ausdrücklicher Genehmigung  der  Industrie  stattfinden. In der Praxis ist damit eine unabhängige Sicherheitsforschung kaum möglich.“

Der EU-Lebensmittelbehörde (EFSA), die für die Risikobewertung zuständig ist, steht außerdem immer wieder wegen "Interessenkonflikten" und "Drehtüreffekten" in der Kritik, beispielsweise seitens des EU-Rechnungshofs.

Mehr zu den Risiken:

„Nulltoleranz“ für Gentechnik-Kontamination

Gentechnisch veränderte Organismen dürfen in der EU nicht in Saatgut und Lebensmitteln enthalten sein, wenn sie nicht explizit zugelassen sind (trifft z.B. auf manche gentechnische Soja- oder Maispflanzen zu, die in Nord- und Südamerika angebaut werden dürfen und mit den Exporten nach Europa gelangen). "Null" heißt: auch geringe Spuren führen dazu, dass die Ware abgewiesen oder vernichtet wird.

Lobbyisten der Agrarindustrie fordern eine Auflockerung, angeblich drohten sonst „Versorgungsengpässe“. Bei Futtermitteln wurde die Nulltoleranz daher bereits abgeschafft. Gentechnik-kritische Umwelt-, Verbraucher- und Landwirtschaftsverbände wehren sich gegen eine Aufweichung bei Saatgut und Lebensmitteln. So könnte die Einführung eines Schwellenwerts von 0,1% bei Saatgut zur Folge haben, dass etwa 100 nicht-genehmigte Gentechnik-Pflanzen pro Hektar in einem Maisfeld wachsen, warnt Greenpeace.

Dass Nulltoleranz möglich und verhältnismäßig ist, zeigen die jährlichen Kontrollen, die die Behörden der Bundesländer durchführen. So war Raps-Saatgut zwischen 2013 und 2016 zu 0% mit Gentechnik belastet, bei Mais waren es 1,4-1,6% (Saatgut-Kontrollen von 2013, 2014, 2015)

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