EFSA
Das Hauptgebäude der EFSA in Parma (Foto: Lucio Rossi / EFSA)

EU-Lebensmittelbehörde EFSA: Risikobewertung klein geschrieben

04.11.2022

Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hat auf Bitte der EU-Kommission Kritierien vorgeschlagen, nach denen das Risiko von Pflanzen bewertet werden soll, die mit neuen gentechnischen Verfahren (NGT) hergestellt wurden. In ihrem Vorschlag schränkt die EFSA die bisher geltenden Anforderungen an die Risikoprüfung gentechnisch veränderter Pflanzen erheblich ein. In den meisten Fällen sollen unbeabsichtigte Effekte des gentechnischen Eingriffs gar nicht mehr untersucht werden. Statt dessen soll nur noch die geänderte Eigenschaft betrachtet werden.

Die EU-Kommission stützt ihre Entscheidungen üblicherweise auf die wissenschaftliche Bewertung der EFSA. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die jetzt vorgelegten EFSA-Kritierien eins zu eins in die Vorlage eingehen werden, mit dem die Kommission das EU-Gentechnikrecht deregulieren will. [+] mehr...

Schweiz Gentechnikfrei
Foto: Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG)

Schweizer Ethikkommission: Klimanutzen der Gentechnik nicht überschätzen

01.11.2022

Eine eidgenössische Ethikkommission für Biotechnologie (EKAH) hält neue gentechnische Verfahren für wenig geeignet, zeitnah für eine Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel zu sorgen. Darauf zu setzen hieße, eine Wette auf die Zukunft einzugehen, schreibt die Kommission in einem Bericht, der gestern vorgestellt wurde. Weil die Anpassung sehr dringlich sei, um die Lebensmittelversorgung zu sichern, sei ein solches Vorgehen ethisch nicht zu rechtfertigen.

Unter dem Titel „Klimawandel, Landwirtschaft und die Rolle der Biotechnologie“ schätzen zwölf verwaltungsexterne Expert:innen aus Philosophie, Theologie, Biologie, Medizin und Recht, die von der Schweizer Regierung gewählt wurden, die ethischen Herausforderungen der aktuellen Agrarpolitik ein. Dazu gehört in ihren Augen auch, die Ernährungssicherheit, die durch den Klimawandel global gefährdet ist, nachhaltig zu gewährleisten. „Das heisst, alle Menschen müssen Zugang zu genügend Nahrung haben“, schreiben sie in ihrer Medienmitteilung. Da sich das Klima sehr rasch verändere, müssten die effizientesten und effektivsten Maßnahmen ergriffen werden, um weiterhin genügend Lebensmittel produzieren zu können. [+] mehr...

Soy
Soja in Reih und Glied (Foto: United Soybean Board, https://bit.ly/3TzlpzR, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)

Ukraine: Hälfte der Sojaernte von illegalen Gentech-Pflanzen

25.10.2022

Die ukrainischen Landwirte ernten in diesem Jahr rund 3,5 Millionen Tonnen Sojabohnen. Marktkenner schätzen, dass die Hälfte davon gentechnisch verändert (gv) ist. Dabei ist der Anbau von gv-Soja in der Ukraine verboten. Die Regierung will jetzt per Gesetz die Kontrollen verbessern und die Strafen verschärfen. Die Ernte von zertifiziert gentechnikfreien Sojabohnen im Partnerschaftsprogramm des Vereins „Donau Soja“ wird voraussichtlich mit 600.000 Tonnen einen neuen Rekord erreichen.

Das ukrainische Landwirtschaftsministerium schätzt die diesjährige Ernte an Sojabohnen auf 3,5 Millionen Tonnen. Damit trägt die Ukraine mehr als ein Drittel zur europäischen Sojaernte von 9,6 Millionen Tonnen bei. Die Zahlen teilte ENGA, der europäische Verband der gentechnikfreien Wirtschaft, mit und warnte zugleich davor, dass – „nach Schätzungen von Marktquellen“ – etwa 50 Prozent der Ernte illegal angebaute gv-Sojabohnen seien. Diese Angabe deckt sich mit anderen Quellen. Schon 2018 untersuchte die rumänische Umweltorganisation Agent Green Blattproben von 60 Sojafeldern in sechs Regionen der Ukraine (der Informationsdienst Gentechnik berichtete). Auf der Hälfte der Felder wuchsen gv-Bohnen, deren Anbau dort schon damals nicht erlaubt war. Und das US-Landwirtschaftsministerium schrieb im November 2021 in einem Bericht über Gentechnik in dem osteuropäischen Land: „Industriequellen in der Ukraine berichteten, dass 50-65 Prozent der Sojabohnen, 10-12 Prozent des Rapses und weniger als ein Prozent des für den Export produzierten Maises positiv auf gentechnische Veränderungen getestet werden.“ [+] mehr...

Protest vor dem österreichischen Corteva-Standort in Parndorf 2022 Foto: Global2000/Christopher Glanzl
Protest vor dem österreichischen Corteva-Standort in Parndorf 2022 Foto: Global2000/Christopher Glanzl

Bericht: Corteva meldet 1400 Patente für genomeditierte Pflanzen an

22.10.2022

Der Agrarkonzern Corteva (früher Dow, DuPont und Pioneer) hat weltweit rund 1.430 Patente auf Pflanzen angemeldet, die mit neuen gentechnischen Verfahren hergestellt wurden. Auf Platz zwei liegt Bayer mit 119 Patenten. Gezählt haben die Patente sechs Verbände und Institutionen in einer gemeinsamen internationalen Recherche. Sie befürchten, dass diese Patentflut den Zugang von Züchtenden, Landwirtinnen und Landwirten zur genetischen Vielfalt einschränkt und die Ernährungssicherheit bedroht.

Die grundlegenden Patente für neue gentechnische Verfahren (NGT) wie Crispr/Cas liegen meist bei den Forschenden und universitären Einrichtungen, die sie entwickelt haben. Die beiden Gentechnik-Konzerne Corteva und Bayer haben von diesen weitgehende Lizenzrechte an den Verfahren erworben, beschreibt der Bericht unter dem Titel „Wie zwei Biotech-Giganten Patente und neue Gentechnikpflanzen nutzen, um die Zukunft der Ernährung zu kontrollieren“. Die beiden Unternehmen, die zusammen 40 Prozent des weltweiten Saatgutmarktes beherrschten, setzten die Technologien bei Pflanzen ein und sicherten sowohl die Anwendungen als auch die dabei entstehenden Pflanzen mit Patenten ab, kritisieren sechs europäische und nationale Verbände und Institutionen. Wer künftig mit diesen Pflanzen und ihrem Saatgut arbeiten will, muss Lizenzgebühren an die Konzerne zahlen. [+] mehr...

RoundUp von Bayer/Monsanto (Foto: Mike Mozart, http://bit.ly/2yIfwuQ, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)
RoundUp von Bayer/Monsanto (Foto: Mike Mozart, http://bit.ly/2yIfwuQ, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)

Glyphosat: Wird EU-Kommission Zulassung verlängern?

17.10.2022

+++ UPDATE +++ Überraschend haben die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) am Freitag nicht mit der erforderlichen Mehrheit dafür gestimmt, den Unkrautvernichter Glyphosat ein Jahr länger zuzulassen, um ihn intensiver prüfen zu können. Deutschland, Frankreich und Slowenien haben sich enthalten. Sollte der Vorschlag der EU-Kommission auch im Berufungsausschuss keine qualifizierte Mehrheit finden, kann diese die Mitte Dezember auslaufende Zulassung des umstrittenen Totalherbizids selbst verlängern.

Ursprünglich sollte der Verlängerungsantrag der Agrarchemieindustrie unter Führung des Bayerkonzerns aus dem Jahr 2019 bis 15. Dezember dieses Jahres bearbeitet sein. An diesem Tag endet die aktuelle Genehmigung. Da Wissenschaft und Gesellschaft sich jedoch mit mehr als 3000 Seiten Stellungnahmen am Verfahren beteiligten, hisste die europäische Lebensmittelbehörden EFSA bereits im Mai diesen Jahres die rote Flagge: Um alle Eingaben angemessen prüfen und berücksichtigen zu können, brauche man bis zum Sommer 2023 Zeit (der Infodienst berichtete). Wie die EU-Kommission auf ihrer Webseite ausführt, diene das der Rechtssicherheit der späteren Zulassungsentscheidung und sage nichts darüber aus, wie diese nach abgeschlossener Prüfung ausfallen werde. [+] mehr...

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