Dossier

Gentechnik-Unternehmen

Einführung                                     auf eigenen Seiten
Die Gentech-Lobby                            Bayer/Monsanto
Jenseits der Konzerne                      BASF
Steuergelder für Gentechnik            Dow/DuPont=Corteva
Arbeitsplätze durch Gentechnik?    Syngenta/Chem China

Einführung

Die Agro-Gentechnik ist in erster Linie ein Geschäftsmodell, entwickelt von einigen Konzernen der Chemieindustrie, insbesondere von Bayer, Monsanto, Syngenta, BASF und Dow Chemical. Sie alle stellten große Mengen an Pestiziden her, kauften in den letzten 20 Jahren Pflanzenzüchter auf und entwickelten sich so auch zu den größten Anbietern an Saatgut. Den Landwirten konnten sie so die Saaten und die Mittel, sie gegen Unkraut und Schädlinge zu verteidigen, aus einer Hand anbieten. Die Krönung dieses Geschäftsmodells waren gentechnisch veränderte Pflanzen mit eingebauten Herbizidresistenzen, verkauft im Paket mit dem passenden Herbizid.

Dieses Geschäftsmodell hat zu einer massiven Konzentration an Marktmacht geführt.Nach den Fusionen der Jahre 2017 und 2018 teilen sich vier Konzerne 62 Prozent des weltweiten Saatgutmarktes und 84 Prozent aller Pestizidumsätze. Diese vier Konzerne sind: die Bayer AG mit ihrer Tochter Monsanto, Chem China mit Syngenta, das aus den Agrarsparten von Dow und DuPont entstandene Unternehmen Corteva sowie BASF.

Diese Konzerne beeinflussen über ein weitgespanntes Netzwerk an Verbänden und PR-Agenturen die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen. Ihre Marktmacht nutzen sie auch dazu, ihr Saatgut – mit und ohne Gentechnik – auf Märkte in Asien und Afrika zu drücken, die bisher noch durch lokale Sorten und bäuerliche Zucht geprägt sind.


Die Gentech-Lobby

Es gibt in Deutschland und der EU ein Geflecht von Vereinen, PR-Agenturen und Unternehmen, die die Interessen der Agro-Gentechnik vertreten und oft auch von den großen Konzernen finanziell gefördert werden. Zu diesem Geflecht gehören auch zahlreiche Wissenschaftler, die in Forschungseinrichtungen oder Behörden tätig sind. Sie beeinflussen oft direkt politische Entscheidungen zur Agro-Gentechnik oder die Zulassung gentechnisch veränderter Organismen. Trotz vielfältiger Aufklärung und Kampagnen hat sich an diesen Verflechtungen und deren Verschleierung in den letzten 20 Jahren wenig geändert. Einige Beispiele dazu:

In US-Gerichtsverfahren über die Krebsgefahr von Glyphosat wurden zahlreiche interne Mails des Unternehmens veröffentlicht, die Monsanto Papers. Sie zeigen, wie Monsanto mit Hilfe von Agenturen und bezahlten (nach außen hin unabhängigen) Wissenschaftlern die Zulassungsbehörden beeinflusst und die Krebsgefahr verschleiert hat.
US Right to Know: The Monsanto Papers
Corporate Europe Observatory: What the Monsanto Papers tell us about corporate science (01.03.2018)

In den Expertengremien der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA sitzen oft Behördenvertreter der Mitgliedsstaaten und Uni-Wissenschaftler mit engen Verbindungen zur Industrie. Die sich daraus ergebenden Interessenskonflikte werden von den Wissenschaftlern und der Behörde nicht thematisiert. Eine wesentliche Rolle in diesem Netzwerk spielt die industriegesponserte Organisation ILSI (International Life Sciences Institute).
Testbiotech: Der lange Arm der Industrie, 2015
Corporate Europe Observatory: The International Life Sciences Institute (ILSI), a corporate lobby group, 2012

Um Risiken verlässlich erforschen und bewerten zu können, müssen die Mitarbeiter in Forschung und Behörden unabhängig sein von wirtschaftlichen Einzelinteressen. Unternehmen, die riskante Produkte entwickeln und sie vermarkten wollen, dürfen keinen Einfluss auf deren Risikobewertung haben. Wie die aufgeführten Beispiele zeigen, ist diese Unabhängigkeit oft nicht gewährleistet.
Testbiotech: (DIS-)GRACE: Risikoforschung an der Leine der Gentechnik-Industrie, 2013
Dossier Gentechnik-Risikobewertung in der EU

Von 2005 bis 2012 thematisierten Aktivisten mehrfach den Filz zwischen deutschen Kontrollbehörden, Gentechnik-Forschern und Politikern. Viele der genannten Personen und Verbände sind immer noch aktiv.
Projektwerkstatt: Den Gentechniksumpf trockenlegen
Antje Lorch, Christoph Then: Kontrolle oder Kollaboration? Agro-Gentechnik und die Rolle der Behörden, 2008.
Testbiotech: Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten dominieren Expertengremium - Schwere Interessenkonflikte beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 2012


Agro-Gentechnik jenseits der Konzerne

Es gibt in der Agro-Gentechnik zahlreiche kleinere Unternehmen, die oft gegründet wurden, um universitäre Forschungsergebnisse zu vermarkten. Einige von ihnen wurden von den großen Konzernen aufgekauft, bei anderen engagieren sich Finanzinvestoren.
Das US-Unternehmen AquaBounty Technologies versucht seit 1991 mit wenig Erfolg, einen gentechnisch veränderten Lachs zu erzeugen und zu vermarkten. Die britische Firma Oxitec arbeitet seit 2002 an Moskitos und anderen gentechnisch veränderten Insekten. Die sterilen Tiere sollen helfen, natürliche Populationen zu dezimieren. Beide Unternehmen wurde zwischenzeitlich von der Firma Intrexon des US-Milliardärs Randal Kirk aufgekauft. Zu Intrexon gehören auch der gentechnisch veränderte Arctic Apple und das Unternehmen Trans Ova, das Nutztiere klont. Anfang 2020 benannte sich Intrexon in Precigen um, beschloss sich auf medizinische Gentechnik zu focussieren und die Agro-Gentechnik zu verkaufen – an den Wagniskapitalgeber Third Security, der ebenfalls Randal Kirk gehört.
Das US-Unternehmen Calyxt ist eine Ausgründung des US-Professors Daniel Voytas. Es hat die erste mit der Gen-Schere TALEN veränderten Nutzpflanze auf den US-Markt gebracht, eine Sojabohne mit geändertem Fettsäuremuster. Feldversuche laufen mit einem mehltauresistenten Weizen.
Die Entwickler der Gen-Schere Crispr/Cas haben mehrere Unternehmen gegründet, um ihre Entdeckung zu vermarkten und weiterzuentwickeln. Dazu zählen Caribou Bioscience, Editas Medicine und Crispr Therapeutics. Sie haben ihre Techniken über Lizenzen an die großen Gentechnik-Konzerne weitergereicht. Gleichzeitig lieferten sich die drei Entdecker einen jahrelangen Patentstreit. Er wurde 2018 für die USA entschieden. In Europa beharken sich die Parteien weiterhin.
Infodienst: USA: Patentstreit um Gentechnik-Schere CRISPR entschieden (13.09.2018)

Arbeitsplätze durch Agro-Gentechnik?

Zahlen, wieviele Arbeitsplätze in Deutschland an der Agro-Gentechnik hängen, gibt es nicht. Vermutlich sind es sehr wenige, da in Deutschland gentechnisch veränderte Pflanzen nicht angebaut werden.
Die gesamte deutsche Biotechnologie-Branche umfasste 2018 679 Unternehmen mit 23.540 Mitarbeitern. Hinzu kamen noch 26.500 Mitarbeiter bei biotechnologisch aktiven Firmen in der Chemie- und Pharmaindustrie. Die Mehrheit der Unternehmen stammt aus dem Bereich Medizin/Gesundheit, auf den auch der allergrößte Teil der Forschungsaufwendungen entfällt. Auf den Anteil der Agro-Gentechnik geht der jährliche BIOCOM-Report „Die deutsche Biotechnologie-Branche“ nicht ein. Unter dem Stichwort „Agrogentechnik“ listet die Plattform biotechnologie.de lediglich 41 Firmenprofile auf, mehrheitlich aus dem Saatgutbereich.
Dem stehen die Arbeitsplätze in dem Bereich der Land- und Lebensmittelwirtschaft gegenüber, der ökologisch oder konventionell gentechnikfrei wirtschaftet. Sie sind durch die Gefahr von Verunreinigungen permanent gefährdet.

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